Z Gastroenterol 2006; 44 - K12
DOI: 10.1055/s-2006-951201

Nekrotisierende Pankreatitis, Pseudozyste des Pankreasschwanzes, Leberabszeß – und als Ursache dann doch ein Pankreaskopfkarzinom! – Eine klinische Odyssee

G Leder 1, D Henne-Bruns 1
  • 1Univ Ulm, Surgery, Ulm, Germany

Einleitung: Aufgrund z.T. ähnlicher Risikofaktoren und Beschwerden lassen sich entzündliche Erkrankungen des Pankreas trotz moderner Bildmorphologie nicht immer zweifelsfrei von den neoplastischen Veränderungen unterscheiden. Die Folgen, die sich aus solchen Situationen ergeben können, werden an einem besonders eindrucksvollen Fall präsentiert.

Ergebnis: Wegen starker Rückenschmerzen wurde die 63-jährige Patientin in einem auswärtigen Krankenhaus am 1.7.2003 aufgenommen und bei V.a. auf ein Zystadenokarzinom des Pankreas in ein größeres Klinikum verlegt. Dort ergab ein CT eine Pankreasschwanzzyste mit Lufteinschlüssen und subdiaphragmalem Abszess, so dass bei gleichzeitigem Peritonismus am 1.8.2003 eine Pankreasschwanzresektion, Splenectomie und Resektion der in den entzündlichen Prozess mit einbezogenen linken Flexur mit Colostomaanlage erfolgte. Histologisch bestätigte sich eine infizierte nekrotische Pankreatitis. Im März 2004 schloß sich die Wiederherstellung der Darmkontinuität und Ausräumung von Pankreasnekrosen an. Bei einem vermeintlich neuen Schub der Pankreatitis wurde die Patientin 7/2005 bei einer Stenose des ductus sartorius mittels Stent behandelt. Außerdem ergab die ERCP einen Kontrastmittelübertritt in eine große Pseudozyste im ehemaligen Pankreasschwanzbereich. Zusätzlich entwickelte sich neben dieser infizierten Pankreaspseudozyste ein Leberabszeß in den Segmenten II und III. Nach wiederholten Punktionen der Pseudozyste und des Abszesses ohne wesentliche Besserung bei septischem Verlauf wurde uns die Patientin zugewiesen. Der Leberabszeß wurde durch eine Leberbisegmentresektion und die Pseudozyste mittels Anlage einer Cystojejunostomie am 18.8.2005 saniert. Bei einer Verlaufs-CT-Untersuchung der Pseudozyste fiel 9/2005 eine hypodense 2,2×1,5cm Pankreaskopfraumforderung auf, die sich 10/2005 als 3,3cm durchmessend und eindeutig als Pankreaskopfkarzinom darstellte. Der Choledochus und distale Pankreasgang waren gestaut. Am 21.10.2005 erfolgte die Whipple-OP. Fernmetastasen bestanden nicht. Histologisch ergab sich ein pT3pN1(1/26) R0 G2 Adenokarzinom des Pankreas.

Schlussfolgerung: Retrospektiv sind die Pankreatitis mit ihren septischen Folgen und der Leberabszeß als Folge des Pankreaskopfkarzinoms zu betrachten.