Z Gastroenterol 2006; 44 - K02
DOI: 10.1055/s-2006-951191

Rekonstruktion von Anal- und Blasensphinkter bei iatrogener Stuhl- und Harninkontinenz

S Otto 1, N Burdinski 1, A Kroesen 1, HJ Buhr 1
  • 1Chirurgische Klinik I, Charité – Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany

Hintergrund: Operationen am Beckenboden mit transanalem, transurethralem oder perinealem Zugang bergen das Risiko einer intraoperativen Schließmuskelschädigung. Dies trifft insbesondere auf Karzinomoperationen mit radikalem kurativen Therapieansatz zu. Tritt postoperativ eine Inkontinenz ein, so wird die Lebensqualität des Patienten stark beeinträchtigt

Patient: Bei einem 54-jährigen Patienten wurde im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ein Prostatakarzinom erstdiagnostiziert. Der Patient befand sich ansonsten in einem ausgezeichneten Allgemeinzustand. Es lagen keine Nebenerkrankungen und keine Voroperationen vor, der Karnofsky-Index lag bei 100%. Der Patient war vollständig stuhl- und harnkontinent. Es erfolgte eine transperineale kurative R0-Prostataresektion. Postoperativ trat sowohl eine Stuhlinkontinenz Grad III als auch eine Harninkontinenz ein. Eine konservative Therapie mit Beckenbodentraining und Biofeedback führte zu keiner Verbesserung der Beschwerden. Daraufhin erfolgte die Rekonstruktion des Analshinkters durch eine neurostimulierte Gracilisplastik mit Schwenken des M. gracilis um den Schließmuskel und Dauerstimulation durch einen Schrittmacher. Der Blasenshinkter wurde durch einen artifiziellen Shinkter in Form einer implantierten Silikonmanschette mit Pumpsystem ersetzt. Im Anschluss an die Operation war der Patient dauerhaft vollständig stuhl- und harnkontinent.

Schlussfolgerung: Die neurostimulierte Gracilisplastik des Analsphinters sowie der künstliche Blasenphinkter stellen eine effektive Therapie bei traumatisch bzw. iatrogen zerstörtem Schließmuskel dar.