Z Gastroenterol 2006; 44 - CP98
DOI: 10.1055/s-2006-951188

Die Plasmaverschwinderate von Indocyaningrün verbessert sich nach MARS-Therapie nur bei Patienten mit Transplantat-Dysfunktion und nicht beim akuten Leber-/Transplantatversagen

S Scheingraber 1, S Richter 1, K Stelzer 2, S Kleinschmidt 3, D Igna 1, M Schilling 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg/Saar, Germany
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Abt. für Nephrologie, Homburg, Germany
  • 3Universitätsklinikum des Saarlandes, Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Homburg, Germany

Einleitung: Das Molekular Absorbent Recirculating System (MARS) stellt eine Form der Albumindialyse dar, die als Detoxifikationssystem für Patienten mit akutem Leberversagen entwickelt wurde. Ziel dieser Studie war die Untersuchung des Einflusses einer MARS Therapie auf verschiedene Laborparameter und hierbei vor allem auf die Plasmaverschwinderate von Indocyaningrün (PDR ICG).

Methodik: Im perioperativen Verlauf nach Lebertransplantation (OLTX) wird bei uns routinemäßig die PDR ICG mittels eines bedside-Monitors bestimmt. Zwischen Juli 2003 und April 2006 wurden 38 MARS Zyklen bei insgesamt 7 OLTX Patienten durchgeführt. Drei Patienten wiesen ein akutes Leber bzw. Transplantatversagen auf, wohingegen bei 4 Patienten nach OLTX eine Transplantatdysfunktion (Bilirubin >10mg/dl bzw. Enzephalopathie) auftrat.

Ergebnisse: Kein Patient verstarb am Leberversagen. Die MARS Therapie zum Bridging vor OLTX bzw. Re-OLTX wurde in der Regel kontinuierlich durchgeführt und dauerte im Mittel 2,7 Tage. Demgegenüber erhielten Patienten mit Dysfunktion im Mittel 5 Zyklen während einer Behandlungsdauer von 10 Tagen. Während unter MARS Therapie bei Patienten mit Leberversagen und bei Patienten mit Dysfunktion es zu einem signifikanten Abfall der Serumbilirubinkonzentration kam (14,1±1,3mg/dl vor vs. 10,7±0,7mg/dl nach), war eine Verbesserung der PDR ICG nur in der Gruppe mit Graft Dysfunktion zu verzeichnen.

Schlussfolgerung: Wir sehen für MARS eine gute Indikation beim akuten Transplantatversagen, aber auch nach OLTX zur supportiven Therapie bei Graft-Dysfunktion. Während das Serumbilirubin durchaus für die Indikation zur MARS Therapie herangezogen werden kann, ist bezüglich der Verlaufskontrolle im Hinblick auf eine Verbesserung der Leberfunktion die PDR ICG ein guter Parameter. Nachdem die biläre Exkretion von ICG ein ATP-abhängiger Prozess ist, sind schwer geschädigte Lebern nicht mehr in der Lage, ICG zu eliminieren. Die Verbesserung der PDR ICG nach MARS bei Dysfunktion lässt sich hingegen durch eine geringere kompetitive Hemmung des ICG durch Bilirubin an organischen Anionentransportmolekülen der basolateralen Hepatozytenmembran erklären.