Z Gastroenterol 2006; 44 - CP44
DOI: 10.1055/s-2006-951129

Notfalltherapie der Colitis ulcerosa – Primäre Diskontinuitätsresektion oder Proktokolektomie mit IAP?

M Hoffmann 1, U Seidler 2, MP Manns 2, J Klempnauer 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Viszeral-und Transplantationschirurgie, Hannover, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany

Einleitung: Indikationen für eine Notfalloperation bei Colitis ulcerosa sind der fulminante Schub, Perforation oder Blutung, aber auch die Perforation im Rahmen diagnostischer Interventionen. Gold Standard der chirurgischen Therapie war bisher die Diskontinuitätsresektion, die eine spätere Rest-Proktokolektomie mit ileoanalem Pouch (IAP) erforderlich macht. Angesichts der Nachteile dieses zusätzlichen Eingriffes wurde untersucht, ob geeignete Patienten primär mit einer Proktokolektomie mit IAP zu versorgt werden können.

Methoden und Material: Zwischen Dezember 2003 und September 2005 wurde bei 8 Patienten mit Colitis ulcerosa eine Notfall-Operation durchgeführt. Indikationen waren ein fulminanter, therapierefraktärer Verlauf (n=2), Blutungen (n=2), entzündungsbedingte Perforationen (n=2) und Perforationen im Rahmen von Endoskopien (n=2).

Ergebnisse: Bei 3 Patienten wurde eine Diskontinuitätsresektion durchgeführt (Perforation mit Peritonitis, n=1; Kreislaufinstabilität nach endoskopischer Perforation, n=1; Blutung, n=1). 5 Patienten wurden durch primäre Proktokolektomie mit transanaler Mucosektomie und transanaler pouchanaler Anastomose (n=4) oder Stapler-Anastomose (n=1) therapiert. 2/5 Patienten wurden laparoskopisch, 3/5 konventionell operiert. Alle Patienten erhielten ein protektives Ileostoma.

Alle 8 Patienten überlebten den Eingriff. Schwerwiegende Komplikationen traten bei den 3 durch Diskontinuitätsresektion voroperierten Patienten im Rahmen der Rest-Proktokolektomie auf (präsakrale Abszesse, n=2; pouch-anale Fisteln, n=2). Bei zwei dieser Patienten erfolgte die Ileostoma-Rückverlagerung nach 7 bzw. 20 Monaten. Bei einem Patient persistiert die Fistel nach 26 Monaten. Im Gegensatz dazu traten bei den 5 durch primäre Proktokolektomie mit IAP therapierten Patienten keine Komplikationen auf. Die Ileostoma-Rückverlagerung erfolgte im Mittel nach 3,3 Monaten (1,5–6 Monate).

Schlussfolgerung: Die primäre Proktokolektomie mit IAP kann als Notfalleingriff der Colitis ulcerosa bei entsprechender Indikation sicher und mit guten Ergebnissen durchgeführt werden. Bei schwerwiegenden Komplikationen (Peritonitis, Kreislaufinstabilität) bleibt die Diskontinuitätsresektion Methode der Wahl.