Z Gastroenterol 2006; 44 - P465
DOI: 10.1055/s-2006-951080

Leberzentrum Mainz – Die interdisziplinäre hepatologische Station der Johannes Gutenberg Universität – ein Erfahrungsbericht

JM Schattenberg 1, A Weinmann 1, C Mönch 2, J Thies 2, G Greif-Higer 1, MB Pitton 3, S Herber 3, C Düber 3, PR Galle 1, G Otto 2, M Schuchmann 1
  • 1Johannes Gutenberg Universität, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
  • 2Johannes Gutenberg Universität, Transplantationschirurgie und Chirurgie von Leber, Gallenwegen, Pankreas, Mainz, Germany
  • 3Johannes Gutenberg Universität, Klinik und Poliklinik für Radiologie, Mainz, Germany

Interdisziplinäre Behandlungskonzepte erlangen zunehmend an Bedeutung. In der Transplantationsmedizin wurde dieses Konzept an der Johannes Gutenberg Universität im Oktober 2004 umgesetzt. Die interdisziplinär geleitete Station besteht aus 21 Betten. Im stationären Bereich erfolgt die Diagnostik vor und nach einer Lebertransplantation. Hinzu kommen onkologische Patienten, die mit überbrückenden Therapiekonzepten (TACE, Leberresektion) zu möglichen Transplantatempfänger werden. Angeschlossen ist eine Ambulanz in der Patienten auf der Warteliste oder nach Transplantation betreut werden. Eckpfeiler der Therapieentscheidungen sind interdisziplinäre Visiten und Fallkonferenzen, in denen Fachärzte der Hepatologie, Leberchirurgie, Radiologie, Psychosomatik und Anästhesiologie Problem und Patienten orientierte Behandlungskonzepte entwickeln. Hierbei handelt es sich um ein Zukunftsmodell und die Akzeptanz dieser Organisationsform bei Patienten, betreuenden Ärzten und Pflegekräften ist hoch. Die interdisziplinäre Ausrichtung trägt potentiell zu höherer Kompetenz, besserer Logistik und Kostenreduktion bei. In den ersten 12 Monate wurden 49 Transplantationen durchgeführt und es kam zu einem Anstieg der in das Programm aufgenommenen Patienten. Aktuell befinden sich 139 Patienten auf der Warteliste, davon 19 (14%) auf erhöhter Dringlichkeitsstufe (T2). Ambulant wurden 1311 Fälle und 1697 Besuche registriert. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 10,8 Tage bei 817 Fällen. Der case mix index (CMI), ein Ausdruck ökonomischer Fallschwere, betrug 1,6. Damit kam es bei gleichbleibender Belegung zu einer Reduktion der Verweildauer um 15%. Gemeinsam erarbeitete Leitlinien und Behandlungspfade tragen hierzu wesentlich bei. Die fachübergreifende Behandlung hat außerdem zu einer Verbesserung der Ausbildung geführt, die Rotationen in den fachfremden Bereich beinhaltet. Zusammenfassend konnten seit Schaffung des interdisziplinären Zentrums die Behandlungsabläufe, die Zusammenarbeit der beteiligten Fachrichtungen, die Patientenzufriedenheit und die Ausbildungsbedingungen verbessert werden.