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DOI: 10.1055/s-2006-951076
Die Rezidivrate des primär operierten Sinus pilonidalis nimmt in den letzten 20 Jahren ab. Eine Untersuchung an drei Krankenhäusern über 1980 und 1996
Einleitung: Für eine Beurteilung von Rezidivraten sind mindestens zwei Faktoren notwendig:
1. die Definition eines Nachuntersuchungsfensters, in dem alle oder eine definierte Mehrzahl der Rezidive erfasst werden
2. die Prüfung, ob die Rezidivrate unter Einhaltung von (1) im zeitlichen Verlauf der Jahre ebenfalls konstant ist. Beides ist für den Sinus pilonidalis bisher nicht untersucht worden.
Ziele: Darstellung der zeitlichen Rezidivkinetik nach chirurgischer Erstversorgung eines Sinus pilonidalis zur Beantwortung folgender Fragen: Wann sind die Rezidive postoperativ zu erwarten? Hat sich die Rezidivinzidenz in den letzten 16 Jahren verändert?
Methodik: Retrospektive Identifikation aller Patienten mit Erstmanifestation eines Pilonidalsinus, die zwischen 1980 und 1996 an drei Krankenhäusern chirurgisch erstversorgt wurden.
Nachbefragung von 183 randomisiert gezogen Patienten; Angaben zum Heilungsverlauf, Rezidiv-Symptomen und ggf. erneuten chirurgischen Ops (nach Erst-Op) wurden erhoben.
Ergebnis: Zwischen Operation und Nachbefragung waren zwischen 8 Jahren und 25 Jahren vergangen (15,3±4,0 Jahre; MW±SEM). Das früheste Rezidiv trat 3 Monate nach OP auf; das späteste Rezidiv trat 16 Jahre nach Erstoperation auf. Abbildung 1 stellt den Kaplan-Meyer-Verlauf der Rezidivereignisse in Abhängigkeit von der Zeit zwischen OP und Nachbefragung dar. Die 5-Jahres-Rezidivrate beträgt 18%; die Gesamt-Rezidivrate beträgt 22,1%. Die Rezidivrate unterscheidet sich nicht signifikant zwischen den Häusern (18,9%; 22,2%; 24%). Möglicherweise rezidivbeeinflussende Faktoren wie u.a. Methylenblau-Anwendung, Therapieverfahren (offene vs. geschlossene Behandlung) und klinische Präsentation des Sinus sind im Vergleich der Häuser und im zeitl. Verlauf nicht signif. unterschiedlich. Im Verlauf der 16 Behandlungsjahre sinkt die Rezidivrate von 33% über 19% auf 10% ab (p=0,02; log. Regr. r=-0,204 signif. Korrel.).
[Abb. 1]
Schlussfolgerung: Die Rezidivrate fällt von initial 33% auf aktuell 10% ab. Eine Ursache kann aus den untersuchten Faktoren nicht hergeleitet werden. Es konnte gezeigt werden, dass die Majorität der Rezidive in den ersten 5 postop. Jahren zu beobachten ist. Für valide Nachuntersuchungen ist deshalb ein Mindestabstand von 5 Jahren zur Operation zu fordern.