Z Gastroenterol 2006; 44 - P459
DOI: 10.1055/s-2006-951074

Die Bedeutung des adhäsionsbedingten Ileus – eine retrospektive Analyse von 505 Patienten

S Müller 1, KH Treutner 2, V Schumpelick 1
  • 1Chirurgische Klinik, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • 2Schlossparkklinik, Chirurgie II, Berlin, Germany

Der Ileus macht bis zu 5% aller Laparotomien aus. Mit zunehmender Verfügbarkeit von Operationen aus verschiedenen Indikationen und steigender Lebenserwartung sind postoperative Adhäsionen mit bis zu 80% die häufigste Ursache. Das Risiko für einen Adhäsionsileus besteht lebenslang. Die Letalität erreicht auch heute noch Werte von 5–15%. In dieser retrospektiven Analyse sollen die adhäsionsbedingten Ileusfälle eines Zentrums dargestellt werden. In einer retrospektiven Studie wurden alle Patienten, die wegen eines Ileus in den Jahren 1990 bis 2003 operiert wurden ausgewertet. Die Akten von insgesamt 1002 Ileus Fällen konnten verwendet werden. Von diesen 1002 hatten 505 Patienten (50,4%) einen Adhäsionsileus. Der Anteil pro Jahr steigerte sich von 37,5% im Jahr 1990 auf 60,9% im Jahr 2003. Der Anteil aller Ileusoperationen an den Gesamtoperationszahlen liegt bei 2%-3%. Die Geschlechterverteilung war fast ausgeglichen (weiblich 56%, männlich 44%). Das Durchschnittsalter betrug 52 Jahre (Range 1–91J). Mit 33% die häufigste Voroperation war die Appendektomie, gefolgt von Colonresektionen (16,1%) und gynäkologischen Operationen (10,1%). In 11,8% handelte es sich um einen Rezidiv-Ileus. Diagnostisch konnte bei 39,2% der Fälle Dünndarmspiegel und in 5,7% Dickdarmspiegel gefunden werden. 35,6% der Patienten hatten sonografisch dilatierte Dünndarmschlingen, 19,2% Pendelperistaltik und 15,2% freie interenterische Flüssigkeit. Die Lokalisation des Passagestops war im überwiegenden Teil im Jejunum und Ileum (92,3%) In 4% fand sich ein kombinierter Ileus. Diffuse Adhäsionen waren in 56,5% der intraopertive Befund. In 43,5% konnten nur einzelne Briden gefunden werden. In 46,9% war eine Resektion erforderlich. 70,8% der Patienten konnten ohne Komplikationen entlassen werden. 5,5% der Patienten hatten eine prolongierte Atonie, ein Wundinfekt trat in 5% der Fälle auf. Die Gesamtletalität betrug 4,2%. Bei weitgehender Konstanz der Ileuszahlen an den Gesamteingriffen zeigt sich eine Zunahme der adhäsionsbedingten Ursachen auf 60%. Trotz geringer Anzahl an chirurgischen Komplikationen ist die Gesamtletalität mit bis zu 15% in der Literatur und 4,2% in unserem Zentrum immer noch hoch und zeigt die Bedeutung des Krankheitsbildes im klinischen Alltag.