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DOI: 10.1055/s-2006-950823
Akutes Leberversagen durch Amanitin-Intoxikation
Einleitung: Eine Vergiftung mit amatoxinhaltigen Pilzen (RNA-Polymerase Inhibitor) verursacht eine Leberschädigung und führt in schweren Verläufen zum akuten Leberversagen. Die Mortalitätsrate liegt bei rund 12%. Ziel der Studie ist die Etablierung eines klinische relevanten Schweinemodells zur Optimierung der Intensivbehandlung und des Zeitpunkts der Transplantation sowie zur Evaluierung von potentiellen Leber-Ersatz- und -Unterstützungsverfahren.
Methodik: Die Akten von zwei Patienten mit letalem Ausgang einer Amanitin-Vergiftung im Herbst 2005 wurden retrospektiv analysiert. Im Tiermodell wurde Alpha-Amanitin 5mg (intra-venös) und 9mg (intra-portal) in tiefer Narkose in 2 Schweine (Deutsche Landrasse, 33kg) appliziert. Das Intensivmanagement der Tiere umfasste eine druckkontrollierte Beatmung, die bedarfsabhängige Gabe von Schweine-Erythrozytenkonzentraten, HAES, NaCl, Furosemid sowie Noradrenalin. Bei den Tieren wurde zusätzlich zum normalen Intensivmoitoring der Hirndruck sowie ein EEG aufgezeichnet.
Ergebnis: Bei den Patienten erreichte die Transaminase GOT im Mittel nach 73 Stunden ihr Aktivitätsmaximum im Serum bei rund 6000 U/l. Die Blutgerinnung war zu diesem Zeitpunkt an der Nachweisgrenze (Quick <10). Die Patienten verstarben 180 und 183 Stunden nach Intoxikation. Wesentliche Todesursache war das Auftreten eines cerebralen Ödems. Im Schweinemodell lag das Aktivitätsmaximum der GOT 52 Stunden nach Intoxikation bei 4600 U/l. Nach 100 Stunden konnten keine Hirnaktivität mehr gemessen werden, der Hirndruck war von initial 12mmHg auf 20mmHg angestiegen. Der Gerinnungswert Quick war bereits nach 48 Stunden auf Werte unter 10% gefallen. Die Tiere überlebten im Mittel 140 Stunden.
Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu den bislang publizierten Tiermodellen, bei denen das schnelle Auftreten aller Symptome des akuten Leberversagens zum Teil unter klinisch nicht relevanter Kombination mehrere Toxine und einer eingeschränkten Intensivtherapie erreicht wurde, ist hier ein Modell beschrieben, das sowohl ein hohes Maß an Vergleichbarkeit zur klinischen Situation als auch ein ausreichend großes Fenster für therapeutische Intervention durch Bridging-Verfahren zulässt.