Z Gastroenterol 2006; 44 - P126
DOI: 10.1055/s-2006-950713

Die positive Korrelation zwischen klinischer Schwere und ökonomischem Aufwand bei akuter Pankreatitis ist im DRG-System nicht abgebildet

J Mayerle 1, P Simon 1, MM Lerch 1, C Bobrowski 2
  • 1Universitätsklinikum Greifswald, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin, Greifswald, Germany
  • 2Universitätsklinikum Greifswald, Stabsstelle Medizincontrolling, Greifswald, Germany

Die DGVS hat im Jahre 2003 erwirkt, dass der ICD-Code K85 (Akute Pankreatitis) unterteilt wird in akute Pankreatitiden (AP) mit und ohne Organkomplikation. Während die beatmungspflichtige AP durch Beatmungs-DRGs abgebildet ist, werden die Kosten der nicht-intensivpflichtigen AP nicht nach Organkomplikationen aufgeschlüsselt. Ziel der Untersuchung ist, den ökonomischen Aufwand für die Behandlung der akuten nicht-biliären Pankreatitis mit klinischen Parametern zu korrelieren.

Retrospektiv wurden 178 Patienten (Pat-Alter von 48,4 a±17,4) aus den Jahren 2004/5 hinsichtlich Liegedauer, Erlös und Nebendiagnosen analysiert. 17/178 Pat. waren beatmungspflichtig. 65/178 Patienten hatten eine biliäre Pankreatitis. 96/178 Patienten wurden aufgrund ihrer idiopathischen oder alkoholinduzierten Pankreatitis in die DRG H62A eingruppiert. Primäres Unterscheidungskriterium war die Komorbidität (Herz- und Lebererkrankungen). In Abhängigkeit von der Komorbidität wurden Unterschiede im Erlös und in den Scores SOFA, Ranson, APACHE II ermittelt. Nach klinischer Erfahrung führen konkurrente Herz- oder Lebererkrankungen oder Organkomplikationen zu einem längeren/schwereren Verlauf. Wenn eine der genannten Nebendiagnosen vorlag, wurde der Patient der „aufwändigeren“ Behandlungsgruppe (2) zugeordnet, sonst der Gruppe 1. Die Analyse der Verweildauer (VWD) ergab für die Gruppe 1 eine mittlere VWD von 8,51d±6,79, für die Gruppe 2: 10,06d±4,55 (p=0,053). Aus dem InEK-Datenbrowser wurden die Sachkosten entnommen und als fix (Relativgewicht=0,121) angesetzt. Es wurde ein mittlerer Tageserlös RGd berechnet als RGd=(RG(H62A)- Sachkosten)/VWD.

Für Gruppe 1 betrug der mittlere Tageserlös RGd=0,131±0,059, für Gruppe 2: RGd=0,104±0,049 (p=0,0274, Mann-Whitney-Test). Für 85/96 Patienten konnten die genannten Scores ermittelt werden. Keine signifikanten Unterschiede für Ranson und APACHE II. Der mittlere SOFA-Score für Gruppe 1 war 1,72±2,46, für Gruppe 2: 3,227±3,012 (p=0,0135, Mann-Whitney-Test).

Der signifikant niedrigere Erlös für die aufwändigere Gruppe zeigt, dass die DRG für die AP zwei Subgruppen enthält und damit eine Abbildung des klinischen Schweregrades in der DRG H62A nicht erfolgt. Ein Split der DRG H62A nach Komorbidität, Organbeteiligung ist sinnvoll.