Zentralbl Gynakol 2006; 128 - A70
DOI: 10.1055/s-2006-950568

Ovarialkarzinom – State of the Art

P Harter 1, K Gnauert 1, A du Bois 1
  • 1Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie, Dr. Horst Schmidt Klinik, Wiesbaden

Bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms ist die operative Therapie ein fester Bestandteil des therapeutischen Gesamtkonzepts. Bei der Therapie des frühen Ovarialkarzinoms (FIGO-Stadium I-IIA) ist das komplette operative Staging inklusive u.a. pelviner und paraaortaler Lymphadenektomie allgemeiner Konsens. Obwohl es hierzu keine Kontroverse gibt, ist die Implementierung im klinischen Alltag weiterhin nicht flächendeckend erfolgt. So nahm der Anteil der Pat. mit komplettem Staging von 2001 (12% der Pat.) bis 2004 (24% der Pat.) zwar signifikant zu (Daten QS-OVAR), aber weist noch deutlich auf Optimierungspotential hin.

Bei der Therapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms ist die primäre Radikal-Operation mit dem Ziel der komplette Resektion anzustreben. Eine präoperative Chemotherapie gilt weiterhin als experimentell und sollte nur unter Studienbedingungen durchgeführt werden. Kontrovers diskutiert wird derzeit die Rolle der systematischen pelvinen und paraaortalen Lymphadenektomie bei fortgeschrittener Erkrankung. Explorative Analysen prospektiver Studien (AGO-OVAR, SCOTROC) zeigten bei kompletter Tumorresektion (Tumorrest 0cm) einen Benefit zugunsten der Lymphonodektomie. Die Prozedur Lymphonodektomie war hier neben FIGO-Stadium, Alter und Allgemeinzustand ein unabhängiger Prognosefaktor. Eine prospektiv randomisierte Studie von Benedetti-Panici an einem etwas anderen Kollektiv, nämlich Pat. mit Tumorrest bis 1cm, konnte lediglich für das Progressionsfreie Überleben einen Vorteil zugunsten der Lymphonodektomie aufzeigen.

Weitere Diskussionspunkte beziehen sich auf die operative Weiterbildung (-> Schwerpunktweiterbildung Gynäkologische Onkologie) und auf die Frage der Zentrenbildung mit Einrichtung entsprechender interdisziplinärer Infrastruktur. Analysen aus Ländern, in denen diese Aufgaben seit längerem umgesetzt wurden (z.B. USA) weisen auf einen Überlebensvorteil für Pat. mit Ovarialkarzinom hin, die in entsprechenden Zentren von spezialisierten Gynäko-Onkologen operiert wurden hin.

Zusammenfassend ist bei frühem Ovarialkarzinom eine leitliniengerechte operative Therapie bundesweit dringend zu fordern. Bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom ist die primäre Radikal-OP mit dem Ziel der kompletten Tumorresektion anzustreben. Falls dies gelingt sollte auch eine systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie durchgeführt werden.