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DOI: 10.1055/s-2006-950532
Stammzellen aus Nabelschnurblut – Chance oder Geschäft mit der Angst?
Die Entnahme von Plazentarestblut zur allogenen Stammzell-Transplantation ist ein mittlerweile etabliertes Verfahren zur Behandlung hämato-onkologischer Erkrankungen. Plazentarestblut hat die höchste Konzentration an potenten Stammzellen, ist unbegrenzt verfügbar, einfach und risikolos zu entnehmen und sicher zu lagern. Darüber hinaus enthält es junge, immunologisch unreife Zellen und ist selbst bei Gewebeunverträglichkeiten verwendbar.
Rechtliche Grundlagen für die Entnahme, Verarbeitung und Weitergabe von Plazentarestblutpräparaten stellen das Arzneimittelgesetz, das Transfusionsgesetz und der Leitfaden für gute Herstellungspraxis für Arzneimittel dar. Eine Zulassung der Präparate ist beim Paul-Ehrlich-Institut zu beantragen. Weltweit stehen mittlerweile über 120.000 kryokonservierte Plazentarestblutpräparate zur Verfügung. Davon alleine 2.000 in der Mannheimer Nabelschnurblutbank. Diese Präparate stehen den weltweit vernetzten Suchregistern zur Verfügung. Mittlerweile werden ca. 4% der weltweit durchgeführten allogenen Knochenmarkstransplantationen mit Plazentarestblutpräparaten durchgeführt.
Im Gegensatz zu dem bereits weltweit etablierten Konzept der Plazentarestblut-Transplantation als Variante der allogenen Knochenmarkstransplantation ist die Gewinnung von Plazentarestblut zur autologen Verwendung ein bisher in der klinischen Praxis noch nicht verwendetes Verfahren. Das von kommerziellen Anbietern propagierte Konzept der Einlagerung von autologen Nabelschnurstammzellen prognostiziert für das Jahr 2013 die Behandlung von Diabetes mellitus, für das Jahr 2023 die Behandlung von Morbus Alzheimer und ab dem Jahre 2023 die Züchtung komplexer Körperorgane und Gewebe aus menschlichen Nabelschnurstammzellen. Welche Menge und Qualität an eingelagerten Stammzellen jedoch für diese Behandlungsschemata eines Tages benötigt werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersehbar.