Zentralbl Gynakol 2006; 128 - A22
DOI: 10.1055/s-2006-950522

Sentinel Node Biopsie bei Mammakarzinom – Ein etabliertes Verfahren an der Universitätsfrauenklink Mannheim

L Dukic 1, L Bauer 1, B Müller 1, F Melchert 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Mannheim

Einleitung Beim histologisch nachgewiesenen invasiven Mammakarzinom ist die axilläre Lymphonodektomie der Level I und II mit Entfernung von mindestens 10 axillären Lymphknoten der operative Goldstandard. Sie dient der histopathologischen Tumorklassifikation, der Prognoseabschätzung und der adjuvanten Therapieentscheidung. Allerdings ist sie mit einer deutlich erhöhten Morbidität im Schulter-Arm-Bereich verbunden. Seit der Konsensus-Konferenz in St.Gallen 2005 ist die Sentinel Node Biopsie (SNB) als ein minimal-invasives Standardverfahren bei T1-Tumoren und klinisch nodalnegativer Axilla anerkannt.

Material und Methode Im Zeitraum von März 2003 bis einschließlich März 2006 wurden an der UFK Mannheim bei 220 Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom eine SNB durchgeführt. Die Altersverteilung variierte zwischen dem 32. und dem 90. Lebensjahr bei einem medianen Alter von 61,3 Jahren. Nach histologischer Sicherung des Befundes (Stanzbiopsie) erfolgte eine präoperative Umspritzung des Tumors mit einem radioaktiven Tracer (99m Tc markiertes Albumin) und präoperativer Lymphszintigraphie. Intraoperativ wurde der/die Sentinel Node (SN) mit der Gammasonde detektiert, isoliert und nach Exzision zur histologischen Schnellschnittuntersuchung eingeschickt. Bei Positivität wurde eine konventionelle Axilladissektion angeschlossen.

Ergebnisse: Im Jahr 2003 betrug die Rate der durchgeführten SNB 10,5%, und konnte 2004 auf 35,5% und 2005 bereits auf 54% gesteigert werden. Die Detektionsrate der SN im untersuchten Kollektiv lag bei 96%. Die Durchschnittsanzahl der entfernten SN betrug 2,8 bei einer durchschnittlichen Tumorgröße von 1,9cm. Von den 220 Patientinnen erhielten 76 Patientinnen eine axilläre Lymphonodektomie. In der Anfangsphase wurden – trotz des detektierten tumorfreien SN – in 42 Fällen die klassische Axilladissektion durchgeführt. Bei den restlichen 34 Patientinnen zeigte sich ein positives Schnellschnittergebnis, woraufhin eine konventionelle Axilladissektion durchgeführt wurde. In 7 Fällen erbrachte die weitere histomorphologische Aufarbeitung allerdings doch eine Metastasierung, so dass eine sekundäre Axilladissektion zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte. In einem von 76 Fällen wurde eine Diskordanz zwischen der histologischen Beurteilung des SN und den restlichen axillären Lymphknoten verzeichnet. Die daraus resultierende falsch negative Rate (FNR) lag bei 1,3. In 83% der Fällen war der SN der einzig befallene Lymphknoten.

Zusammenfassung Anhand vorliegender Untersuchungsergebnisse im Gesamtkollektiv der Universitäts- Frauenklinik Mannheim erweist sich die SNB als ein valides Standardverfahren neben der konventionellen Axilladissektion in der Erhebung des Lymphknotenstatus bei entsprechender Patientenselektion. Der Vorteil liegt in der Reduktion der Morbidität im Arm-Schulter-Bereich ohne Verminderung der Aussagekraft hinsichtlich der Prognose.