Gesundheitswesen 2006; 68 - A122
DOI: 10.1055/s-2006-948678

Externe und interne Exposition gegenüber Trihalogenmethanen – eine Querschnittsstudie an Leistungsschwimmern

E Snyder-Schendel 1, B Hoffmann 1, N Lehmann 1, T Gabrio 2, KH Jöckel 1
  • 1Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Deutschland
  • 2Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt, Deutschland

Hintergrund: Chlorierung gewährleistet in Schwimmbädern hygienische Wasserverhältnisse, führt jedoch in Verbindung mit organischen Substanzen zu Desinfektionsnebenprodukten (DNP). Trihalogenmethane (THM) – insbesondere kanzerogen eingestuftes Chloroform – dienen der Abschätzung der Beckenwasserbelastung mit DNP. Ziel: Ziel war die Ermittlung der externen THM-Belastung in Wasser und Luft sowie der internen THM-Belastung im Blut von Leistungsschwimmern. Methoden: Querschnittsstudie an 110 Leistungsschwimmern und 112 Leichtathleten/Hockeyspielern (Kontrollkollektiv). Standardisierter Fragebogen für Probanden und Eltern sowie Interview zur Ermittlung expositionsrelevanter Verhaltensweisen. Bestimmung der THM-Konzentration im Beckenwasser und in der Luft sowie im Blut vor und nach 60-minütigem Training mittels gaschromatografischer Analyse. Ergebnisse: Von 269 angeschriebenen Sportlern nahmen 82,5% an den Untersuchungen (10/2001–9/2002) teil. Der Fragebogenrücklauf betrug 90%. 110 Exponierte (Alter: 14,7 +- 2,8 Jahre) und 112 Nicht-Exponierte (17,3 +- 3,5 Jahre) wurden untersucht. Mittlere THM-Konzentrationen lagen für Wasser bei 9,1µg/L, für Luft in 20cm bei 56µg/m3 und für Luft in 150cm über der Wasseroberfläche bei 51µg/m3 und damit deutlich unter den festgesetzten DIN- und MAK-Werten. Vor dem Training wurde ein mittlerer THM-Blutwert von 0,08µg/L, nach dem Training von 0,5µg/L nachgewiesen. Im Kontrollkollektiv war kein THM im Blut nachweisbar. Die Lebenszeitprävalenz (%) von Asthma, spastischer Bronchitis, Reizhusten war höher in der exponierten Gruppe (11,8; 13,6; 9,1) als im Kontrollkollektiv (4,7; 7,5; 3,4). Diskussion: Intensives, langjähriges Schwimmtraining zeigt keine kritische Akut-THM-Belastung. Der THM-Blutgehalt der Schwimmer vor dem Training deutet auf eine Akkumulation hin. Auffallend ist die erhöhte Asthmaprävalenz bei den Schwimmern. Zur Minimierung der externen DNP-Belastung sollte neben der DIN-konformen Wasseraufbereitung die Optimierung der Lüftungstechnik angestrebt werden.