Gesundheitswesen 2006; 68 - A107
DOI: 10.1055/s-2006-948663

Randomisierte Telefonstichproben als Zugangsweg für proaktive, direkt bevölkerungsbezogene Interventionen zum Thema Rauchen

J Rüge 1, A Schumann 1, M Stengel 1, C Goeze 1, HJ Rumpf 2, C Meyer 1, U John 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
  • 2Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie and Psychotherapie

Hintergrund: Herkömmliche Interventionsangebote zum Rauchen haben eine geringe Erreichungsrate auf Bevölkerungsebene, da sie auf eine hohe Änderungsmotivation der Raucher angewiesen sind. Innovative, proaktive Zugangswege für direkt bevölkerungsbezogene Interventionen müssen erschlossen werden. Ziel: Es wird untersucht, welche Bevölkerungsgruppen durch randomisierte Telefonstichproben erreicht werden. Methoden: Das Randomize Last Digits (RLD)-Verfahren nach Gabler-Häder wurde genutzt, um ein Haushaltssample für eine randomisierte Kontrollgruppenstudie zu rekrutieren. Ein erwachsener Raucher pro Privathaushalt wurde befragt und zufällig zwei Interventions- oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Es werden Daten aus der Baseline-Erhebung berichtet. Ergebnisse: Bisher wurden 53.294 Telefonnummern abschließend getestet (Stand 24.03.2006). Davon sind 32.267 Fälle (60,5%) neutrale Ausfälle, d.h. nicht vergebene Nummern, Firmenanschlüsse o.ä. Die Responserate für Screening und Interviews liegt bei 73,2%. Die Einschlusskriterien (Raucher und mindestens 18 Jahre alt) wurden von 3.698 (21,6%) Personen erfüllt, davon haben 2.040 Personen (55,2%) an der Befragung teilgenommen. Zum Zeitpunkt des Kongresses wird die Baseline-Erhebung abgeschlossen sein und es wird der Endstand berichtet. Erste Ergebnisse zeigen einen höheren Bildungsstand in der von uns rekrutierten Telefonstichprobe im Vergleich zum Mikrozensus. Schlussfolgerungen: Der Zugangsweg der telefonischen Befragungen erweist sich als praktikabel. Die im Zuge der Interventionsstudie erreichte Responserate liegt höher als die von kommerziellen Marktforschungsinstituten berichteten 50%. Potentielle Verzerrungen der Stichprobe müssen beachtet werden. Förderung: Gefördert durch das BMBF, Förderkennzeichen: 01 EB 0420