RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2006-948139
Klinische Aspekte der Aerosoltherapie
Die Inhalationstherapie ist heute kompliziert, da infolge des FCKW Verbots immer neue Systeme auf den Markt drängen. Einige Standardprinzipien bei der Inhalationstherapie gilt es zu beachten. Die Qualität der Inhalation spiegelt den Erfolg der Therapie wider, wie die Studie von Giraud. und Roche (ERJ 2002;19: 246–251) zeigt. Bei der Therapie des Asthma bronchiale ist die häufige Begleitrhinitis ebenfalls zu behandeln. Die Wiederherstellung der Nasenatmung infolge Schleimhautschwellung reduziert die Anfallshäufigkeit des Asthmas, z.B. bei Kindern, da die ausgezeichnete Filterfunktion der Nase, alle Partikel >2µm abfängt. Da nahezu alle Allergenaerosole größer sind, erreichen sie bei Nasenatmung nicht die Lunge. Bei Pulverinhalationssystemen ist es wichtig sofort und heftig zu inhalieren, weil das Pulver direkt am Beginn der Inhalation freigesetzt wird. Ist dann der Atemfluss nicht ausreichend, so werden die Partikel nicht ausreichend desagglomeriert und deponieren im Rachen. Eine Ausnahme hiervon stellen Kapselinhalationssysteme wie Handihaler® dar, da das Pulver über einen größeren Zeitraum freigesetzt wird. Das inhalierte Aerosol erreicht nur die ventilierten Anteile des Bronchialsystems, nicht die Emphysemblasen oder Schwielen. Auf der anderen Seite werden gerade Engstellen im Bronchialsystem und kollaptische Bezirke infolge lokaler Turbulenz vermehrt mit Aerosol belegt, was die an diesen Stellen oft verstärkte Entzündung günstig beeinflusst. Da diese Bereiche meist hinter der 5–6 Bronchialgeneration liegen sind evtl. Partikel <2µm erforderlich. Der antientzündliche Effekt scheint insbesondere für Steroideaerosole zu gelten. Beta-2-Mimetika scheinen in ihrer Wirkung vom Depositionsort im Bronchialsystem weitestgehend unabhängig zu sein. Eine forcierte Exhalation erhöht nochmals die Aerosoldeposition, da noch in der Schwebe befindliche Partikel dann an den kollapsiblen Bronchialsegmenten deponieren. Kinder haben ein deutlich engeres Bronchialsystem als Erwachsene. Sie benötigen kleinere Partikel. Das Asthma ist damit wesentlich stabiler einzustellen. Von großem Vorteil sind deswegen für kleine Kinder unter 6 Jahren Vernebler mit Steroidlösung oder insbesondere auch Dosieraerosole mit Spacer die kleine Partikel um 1µm enthalten. Damit ist die Deposition im Vergleich zu Pulverinhalationen höher. Bei den kleineren Partikeln um 1µm (z.B. Ventolair®) spielt die Atemanhaltezeit eine große Rolle. Steroidpartikel wachsen durch die Luftfeuchte im Bronchialsystem nicht an, so dass ohne Atemanhaltezeit von ca. 5 sek. relativ viel wieder abgeatmet wird. In der Inhalationstherapie wird oft bei COPD zu sehr auf die Inhalation antiobstruktiver oder antientzündlicher Substanzen geachtet. Den Patienten quält aber oft mehr als die Luftnot die Schleimretention, da er sich an diese nicht adaptieren kann. Gerade durch Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung (3–4%) oder isotonischer Emser Salz-Lösung aus einem Vernebler, kommt es zur Teilverflüssigung des zähen Sekretes und zur Besserung der bronchialen Clearance durch Husten. Dieser Aspekt sollte im Einzelfall immer ausprobiert und die Dauertherapie von der subjektiven Befindlichkeit abhängig gemacht werden.