Aktuelle Urol 2006; 37 - P45
DOI: 10.1055/s-2006-947586

Erste Erfahrungen mit dem ProACT-System

Y Kara 1, G Platz 1, V Vradelis 1
  • 1Urologische Klinik, GPR Klinikum Rüsselsheim

Ziele: Die männliche Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie stellt ein bislang wenig zufrieden stellend gelöstes Problem in der Urologie dar. Unterspritzungen der Harnröhre konnten sich aufgrund ihrer weinig überzeugenden Langzeitergebnisse nicht durchsetzen. Obwohl der artefizielle Sphinkter als Standardbehandlung zur Behandlung der männlichen Inkontinenz gilt, ist sein Einsatz nicht selten aufgrund mangelnder Patientencomliance und seiner Komplexität für eine breitere Anwendung limitiert. Ziel dieser Untersuchung war es, Praktikabilität, Sicherheit und Effektivität des ProACT- Verfahrens am eigenen Patientengut zu überprüfen.

Material und Methode: Seit März 2005 wurden 10 Patientn mit der ProACT-Methode versorgt, davon 7 Patienten mit einer Belastunginkontinenz vom Typ III sowie 3 vom Typ II. Dazu wurden zwei Silikonballons unter Röntgenkontrolle paraurethral am Blasenhals implantiert, deren Füllvolumina sich über zwei unter der Skrotalhaut liegenden Ports regulieren lassen. Damit stellt ProACT (Adjustable Continence Therapy) ein passives Verschlusssystem dar, das ohne Operation nachjustiert werden kann.

Ergebnisse: Der Eingriff war in allen Fällen problemlos durchführbar. Die mittierte Operationsdauer betrug ca. 20 Minuten. 3 Patienten sind kontinent (0 bis 1 Sicherheitsvorlage) und 4 Patienten signifikant gebessert. Der tägliche Vorlagenverbrauch reduzierte sich bei diesen Patienten von 5,7 auf 1,7. Zwei Patienten sind geringfügig gebessert, befinden sich jedoch noch in der Adjustierungsphase. Ein Patient mit Zustand nach Radiatio ist als Therapieversager zu klassifizieren. Als Komplikationen wurden Dislokation eines Ballons (1x), Dislokation eines Ports (1x), Perforatin der Blase (1x) sowie Wundheilungsstörugen (2) beobachtet. Eine de novo-Urge wurde nicht beobachtet.

Schlussfolgerungen: Die ProACT-Methode ist aufgrund ihrer post-operativen Adjustierbarkeit und ihrer hohen Patientenakzeptanz ein viel versprechender Ansatz zur Behandlung der männlichen Inkontinenz. Patienten mit Radiatio scheinen sich für ProACT weniger zu eignen. Zur Bewertung der wissenschaftlichen Wertigkeit bedarf es weiterer Daten aus einem größeren Patientenkollektiv mit Langzeitergebnissen.