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DOI: 10.1055/s-2006-947559
„Cock rings“ – das Dilemma nach dem Spaß
Penisringe werden in vielfacher Form aus erotischen Gründen, aber auch zur Aufrechterhaltung der Erektion eingesetzt. Neben medizinischen Indikationen bei der Behandlung einer erektilen Dysfunktion mit der Vakuumpumpe werden vielfach auch andere Materialien bis hin zum stabilen Metallring benutzt. Eine distal des Ringes entstehende Schwellung mit Ödembildung kann das Entfernen des Ringes unmöglich machen.
Kasuistik: Ein 31-jähriger Mann stellte sich mit schmerzhafter Penisschwellung in der urologischen Klinik vor. Anamnestisch hatte er am Vortag bei einer Geburtstagsparty nach reichlich Alkoholgenuss einen Penisring angelegt. Nähere Angaben waren bei noch deutlicher Alkoholisation nicht möglich. Die Miktion war nicht beeinträchtigt.
Bei der körperlichen Untersuchung fanden sich am Penis aufgereiht sechs massive Stahlringe mit einem Durchmesser von je 0,6cm von der Penisbasis bis subglandulär. Der distale Penisanteil mit Vorhaut und Glans Penis waren voluminös aufgetrieben, livide verfärbt und zeigte einige Hautlazerationen.
Die Urinanalyse zeigte eine Mikrohämaturie, die Urinkultur war steril. Laborchemisch fiel eine Leukozytose von 15.000/µl auf. Die weiteren Laborparameter lagen im Normbereich.
Unter antibiotischer Abdeckung mit einem Breitspektrum-Antibiotikum wurde zunächst der frustrane Versuch unternommen die im Baumarkt erstandenen Ringe mittes Metallzange zu lösen. Da eine Durchtrennung hiermit nicht möglich war, wurden die Ringe letztendlich in Zusammenarbeit mit der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie unter Wasserkühlung an je zwei gegenüberliegenden Stellen mittels Diamantbohrer durchbohrt und entfernt. Dabei wurden insgesamt fünf Diamantbohrer verschlissen, da diese teilweise zerbrachen oder abgenutzt wurden.
Die initial bestehende Schwellung und Rötung des Penis waren nach zwei Tagen ebenso wie die Leukozytose komplett abgeklungen. Eine Folgeschädigung im Sinne einer erektilen Dysfunktion trat im Verlauf nicht auf.
Diskussion: als Gründe für die Verwendung von Pensringen kommen neben der ärztlich verordneten und überwachten Indikation und Anwendung im Rahmen einer ED-Therapie mittels Vakuumpumpe vielfach auch Laienanwendungen von z.T. im erotischen Fachhandel vertriebenen oder zweckentfremdeten Ringen unterschiedlichen Materials zum Einsatz. Folge einer zu lange bestehenden Strangulation des Penis können neben Hautnekrosen unterschiedlichen Ausmaßes auch urethro-kutane Fisteln sowie ausgedehnte Penisnekrosen mit der Konsequenz der Penisamputation sein.
Die kausale Therapie besteht in der Entfernung der Obstruktion und kann in extremen Fällen mittels Diamantbohrer zwar kostenintensiv aber sicher erfolgen. Die antibiotische Abdeckung ist aufgrund der Hautveränderungen bzw. unvermeidbarer kleiner Läsionen sinnvoll. Die Entfernung der Ringe sollte rechtzeitig erfolgen, da so in der Regel eine Restitutio ad integrum zu erreichen ist.