Aktuelle Urol 2006; 37 - P6
DOI: 10.1055/s-2006-947546

Mycophenolat Mofetil (MMF) beeinflusst die Expression der beta1-Integrin- Adhäsionsmoleküle. Bedeutung für die Malignität des Prostatakarzinoms.

T Engl 1, WD Beecken 1, D Jonas 1, R Blaheta 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Ziele

Die Entwicklung maligner Tumore bleibt eines der Hauptprobleme in der Nachsorge organtransplantierter Patienten. Immunsuppressiva wie Cyclopsorin oder Tacrolimus führen zu einer erhöhten Rate von Karzinomen, während der Einfluss des modernen Immunsuppressivums MMF bisher weitgehend unklar ist. Aus diesem Grund haben wir die Adhäsionskapazität verschiedener Karzinomzellkulturen u.a. vom Kolonkarziom und vom Prostatakarzinom sowie die Expression von beta1-Integrinen vor und nach der Behandlung mit MMF untersucht.

Material und Methoden: Die Tumorzelladhäsion an HUVEC Endothelzellen wurde nach Inkubation mit 0,1µM und 1µM MMF-Lösung gemessen und mit unbehandelten Kontrollen verglichen. Die Expression von beta1-Integrinen d.h. von alpha1beta1 (CD49a), alpha2beta1 (CD49b), alpha3beta1 (CD49c), alpha4beta1 (CD49d),alpha5beta1 (CD49e) und alpha6beta1 (CD49f) – Rezeptoren wurde mittels rPCR, Konfokalmikroskopie und Flow-Zytometrie analysiert.

Ergebnisse: Die Adhäsion der Kolonkarzinom Zelllinie HT-29 nahm unter der Inkubation mit

0,1µM MMF deutlich ab, dieser Effekt wurde begleitet von einer verminderten Oberflächenexpression von alpha3beta1 und alpha6beta1 sowie der entsprechenden mRNA. Die Adhäsion der Prostatakarzinomzelllinie DU-145 wurde dosisabhängig durch MMF reduziert. Im Gegensatz zu dem Einfluss von MMF auf HT-29 wurde hier jedoch alpha1beta1, alpha2beta1, alpha3beta1 und alpha5beta1 auf der Zellmembran von DU-145 dosisabhängig hochreguliert.

Schlussfolgerung: Wir postulieren, dass MMF gewisse antitumorale Eigenschaften, insbesondere gegen die untersuchten Kolonkarziom- und Prostatakarzinomzellen hat. Die verminderte Adhäsion von HT-29 geht einher mit einer reduzierten Expression der Adhäsionsmoleküle alpha3beta1 (CD49c), und alpha6beta1 (CD49f), was zu einer geringeren Invasivität dieser Tumorentität führen könnte. Die erhöhte Expression der Adhäsionsmoleküle im Zusammenhang mit einer verminderten Adhäsion bei den Prostatakarziomzellen könnte Ausdruckt einer Redifferenzierung zu einem weniger aggressiven Phänotyp durch MMF sein, da die Fähigkeit einer Prostatazelle

beta1-Inetgrine zu exprimieren bei einer Entartung verloren geht.