Aktuelle Urol 2006; 37 - V66
DOI: 10.1055/s-2006-947454

Nebenwirkungen der kurativen Strahlentherapie des lokal begrenzten Prostatacarzinoms unter Einsatz der HDR- Brachytherapie mit Iridium192

P Dickmann 1, C Luxenburger 1, W Dornoff 2, D Neisius 1
  • 1Urologische Abteilung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Trier, Trier
  • 2Radio-Onkologie der Krankenanstalt Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier, Trier

Im Zeitraum von 1999 bis 2004 unterzogen sich 271 Patienten in kurativer Intention einer Strahlentherapie ihres lokal begrenzten Prostatacarzinoms. Hierbei wurde die perkutane Strahlentherapie (50,4 Gy) ergänzt mit einem Boost (2×10 Gy) der HDR-Brachytherapie mit Iridium192 in Afterloading-Technik.

In einer retrospektiven Studie wurden die Behandlungsergebnisse, insbesondere die Akut- und die Spättoxizität untersucht.

Akuttoxizität: Als Akutnebenwirkungen traten bei den Patienten leichtgradige Miktionsbeschwerden mit dem Grad 1 nach WHO-Kriterien auf. Zwischen 44% und 74% der Patienten gaben passagere Hämaturie, Algurie, vermehrte Nykturie und Pollakisurie an. Weniger häufig (bei 2% bis 16% der Patienten) traten vermehrter Harndrang, Blasenkrämpfe, Zystitis, Harnverhalte, abgeschwächter Harnstrahl und temporäre Harninkontinenz auf. Höhergradige Miktionsbeschwerden (WHO Grad 2) dagegen traten deutlich seltener in 1% bis 13% der Fälle auf.

In bis zu 11% traten leichtgradige Darmbeschwerden auf, wie: passagere Diarrhoe, Krämpfe, Tenesmen, temporäre Stuhlinkontinenz, Schleim- und Blutauflagerungen, wobei in der letzten Gruppe 6 von 8 dieser Patienten ein vorbestehendes Hämorrhoidalleiden hatten.

Bei 2 Patienten trat vorübergehend eine leichte Hautrötung im Bestrahlungsfeld auf.

Bei 6 Patienten musste wegen eines Harnverhaltes vorübergehend ein Blasenfistelkatheter eingelegt werden, alle anderen Akutnebenwirkungen waren medikamentös therapierbar.

Spättoxizität: Die akuten Nebenwirkungen bildeten sich im Verlauf der ersten 3 Monate, spätestens nach 6 Monaten bei fast allen Patienten vollständig zurück.

Lediglich 4 Patienten bedurften einer Intervention: wegen zunehmender Obstruktion musste bei 2 Patienten eine transurethrale Prostataresektion durchgeführt werden. Eine vermutlich strahlenbedingte Harnröhrenstriktur machte eine interne Urethrotomie notwendig. Bei einem Patienten entwickelte sich eine Analsphinktersklerose, möglicherweise in Zusammenhang mit vorbestehender Analfissur.

Bis jetzt wurden keine schwerwiegenden Komplikationen nach den WHO-Kriterien Grad 3 und 4 beobachtet, wie z.B. Ulcerationen, Nekrosen und Fistelbildung.