Aktuelle Urol 2006; 37 - V46
DOI: 10.1055/s-2006-947434

Tumorvolumen und Tumorvolumen/Prostatavolumen als Prognoseparameter nach radikaler Prostatektomie

M Siegsmund 1, V Loy 1, F Hammermann 1, M May 1
  • 1Urologische Klinik, Vivantes Klinikum am Urban, Berlin

Hintergrund: Die Diskussion um die Bewertung des Tumorvolumens im Prostatektomiepräparat als Prognostikator des rezidivfreien Überlebens wird weiterhin kontrovers geführt. Neben der widersprüchlichen diesbezüglichen Datenlage sind es auch methodische Schwierigkeiten mit der Tumorvolumenmessung, die dazu führen, dass die meisten Pathologen das Tumorvolumen nicht routinemäßig bestimmen. Die Autoren überprüften den prognostischen Einfluss des visuell geschätzten Tumorvolumens und des Quotienten des Tumorvolumens zum Gesamtprostatavolumen auf das PSA-freie Überleben in einer Serie von 528 Prostatakarzinompatienten nach radikaler Prostatektomie.

Methoden: Eine Gesamtzahl von 528 Männern mit einem Prostatakarzinom der klinischen Stadien T1-T3 wurden im Zeitraum 1996–2003 durch radikale Prostatektomie behandelt. Bei allen Patienten wurde das Tumorvolumen visuell geschätzt und anschließend der prozentuale Anteil des so bestimmten Tumorvolumens an dem gesamten Prostatavolumen berechnet. Die beiden Parameter wurden mit anderen Faktoren korreliert und ihr Einfluss auf das PSA-freie Überleben geprüft. Das mittlere follow-up betrug 49 (10–116) Monate.

Ergebnisse: Das Tumorvolumen und der prozentuale Tumorvolumenanteil waren nur gering mit anderen klinischen und pathologischen Parametern assoziiert (r=0,1–0,43). Nur 14 Patienten (2,7%) besaßen ein Tumorvolumen ≤0,5cm3, bei drei dieser Patienten wies das Prostatakarzinom ein undifferenziertes Tumorwachstum auf. Auf der anderen Seite zeigten 181 Patienten (34%) ein Tumorvolumen von 6cm3 oder größer, bei 234 Patienten (44%) betrug der prozentuale Tumorvolumenanteil am gesamten Prostatavolumen mehr als 15%. Das mittlere Tumorvolumen und der prozentuale Tumorvolumenanteil waren bei Patienten mit Tumorprogression (13,1cm3, 28,2%) signifikant größer im Vergleich mit Patienten ohne Tumorprogress (5,2cm3, 15,9%; jeweils p<0,001). In der multivariaten Regressionsanalyse waren die Hochrisikokonstellationen Gleasonsummenscore ≥7(4+3), Lymphknotenbefall und prozentualer Tumorvolumenanteil unabhängige Prädiktoren für einen Tumorprogress. Obwohl für das Tumorvolumen >10cm3 kein Unabhängigkeitsstatus bestand, ist diese Konstellation mit einer 28%igen Wahrscheinlichkeitserhöhung eines PSA-Rezidivs assoziiert.

Schlussfolgerung: Die visuelle Schätzung des Tumorvolumens und die Berechnung des prozentualen Tumorvolumenanteils sind unkomplizierte Verfahren im Rahmen des histopathologischen Aufarbeitung des Prostatektomiepräparates. Da aus dem prozentualen Tumorvolumenanteil unabhängige prognostische Informationen ableitbar sind, wird die routinemäßige Anwendung dieser Methode in der klinischen Arbeit empfohlen.