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DOI: 10.1055/s-2006-946548
Pränatale Nierenbeckenruptur als Ursache von fetalem Aszites
Fallvorstellung: Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung wurde bei dem Patienten im Alter von 27 SSW sonographisch eine Hydronephrose rechts sowie eine multizystisch-dysplastische Niere links diagnostiziert. Die Verlaufsuntersuchung im Alter von 29 SSW zeigte zusätzlich einen massiv ausgeprägten Aszites, welcher abpunktiert wurde (ca 800ml). Bei Kontrolle nach zwei Tagen stellte sich der Aszites erneut dar, es wurden wiederum 600ml abpunktiert. Zudem wurde die Indikation zur Sectio caesarea gestellt und mit 31+5 SSW durchgeführt (Geburtsgewicht 2.140g, Apgar 6/8/9). Postnatal entwickelte das Kind eine Atemstörung, da die Atemmechanik durch die ausgeprägte intraabdominelle Flüssigkeitsansammlung beeinträchtigt war. Die Versorgung mit n-CPAP und die Aszitesableitung über eine Peritonealdrainage wurden erforderlich. Bei fehlender Miktion, Nachbildung des Aszites und Anstieg der Nierenretentionswerte entstand der Verdacht auf eine intrauterine Fornixruptur infolge einer ausgeprägten subpelvinen Stenose rechts, weshalb am 5. Lebenstag eine perkutan-transmurale Nephrostomie rechts angelegt wurde. Darunter normalisierten sich die Nierenretentionswerte zügig. Die weitere Diagnostik zeigte eine funktionslose Niere links sowie einen vesikoureteralen Reflux II° links und I° rechts. Eine posteriore Urethralklappe konnte ausgeschlossen werden. Im Alter von 11 Wochen wurde eine Nierenbeckenplastik rechts durchgeführt. Bei einer Zirkumzision und Zystoskopie im Alter von 6 Monaten stellten sich die Ureterostien unauffällig dar, so dass auf eine Antirefluxplastik verzichtet und das Nephrostoma entfernt werden konnte.
Diskussion: Aszites beim Neugeborenen ist selten, in Einzelfällen handelt es sich dabei um einen Urin-Aszites. Dieser lässt sich durch die Bestimmung von Kreatinin, Harnsäure, Natrium und Kalium im Aszites bereits pränatal nachweisen, was unbedingt ergänzend zur Suche nach pränatalen Infektionserregern (TORCH, Parvovirus B 19) durchgeführt werden sollte. Ursächlich liegen überwiegend Rupturen eines oder beider Nierenbecken vor; nur selten werden Blasenrupturen beschrieben. In 70% der Fälle handelt es sich um eine obstruktive Uropathie im Sinne einer posterioren Urethralklappe, seltener findet sich ursächlich eine subpelvine Stenose. Die zügige Druckentlastung ist für die spätere Nierenfunktion entscheidend.