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DOI: 10.1055/s-2006-946543
Saliva-Cortisol-Bestimmung bei Frühgeborenen als endogener Stressparameter innerhalb der ersten 18 Lebenstage
Fragestellung: Frühgeborene (FG) sind postpartal häufig schmerzhaften oder mit Stress behafteten Maßnahmen ausgesetzt, ohne ihre Empfindungen adäquat äußern zu können. Die Messung der Konzentration des endogenen Cortisols im Speichel könnte Rückschlüsse auf die Stress- oder Schmerzreaktionen auch bei diesen Patienten erlauben. Der leichten Gewinnung des Speichels zur Bestimmung des Cortisols stand bislang im Bereich der Neonatologie die nicht ausreichende Sensititvität der Messmethoden entgegen. In der vorliegenden Untersuchung sollten unter Zuhilfenahme eines Lumineszenz-Immuno-Assays (LIA, IBL Hamburg) der Frage nachgegangen werden, ob die Messung des Cortisols im Speichel von FG eine zuverlässige Möglichkeit zur Schmerz- und Stressbeurteilung bietet.
Methodik: Es wurden 54 FG (Gestationsalter [SSW] Mean 28,2, SD 2,9; Geburtsgewicht [kg] Mean 1,12, SD 0,47) aus dem Perinatalzentrum des Universitätsklinikums Köln untersucht. Beginnend in den ersten Lebenstagen (LT) wurde jeweils täglich zwischen 12 und 14 Uhr eine Speichelprobe entnommen (je FG 10 Tage in Folge). Die Proben (Mindestmenge 20µl) wurden mittels eines spezifischen LIA analysiert. Die biometrische Auswertung (SPSS 11.0) erfolgte zusammen mit weiteren Patientendaten; so u.a. einer Visuellen Analogskala (VAS) zur Beurteilung von Schmerz und Stress durch die Pflegekraft.
Ergebnisse: Innerhalb der ersten 18 LT zeigen die Cortisolkonzentrationen [µg/dl] über das gesamte Patientenkollektiv eine auffallend gleichförmige Entwicklung von zunächst hohen Werten in den ersten 3 LT (Median 2,59, Min 0,10, Max 18,67) zu deutlich niedrigeren Konzentrationen ab dem 9. LT (Median 0,73, Min 0,13, Max 12,06). Dabei sind in der Gruppe der FG mit schwerwiegenden Komplikationen die Werte signifikant höher (p=0,003).
Zwischen Speichel-Cortisol und den VAS-Werten bestand eine positive Korrelation von r=0,449 (Spearman) mit einem Signifikanzniveau von p=0,01.
Schlussfolgerung: Die in dieser Untersuchung erhobenen Daten zeigen, dass die Bestimmung von Cortisol aus dem Speichel bei FG zuverlässig möglich ist. Dabei findet sich die postnatale Adaptationsphase erhöhte Cortisol-Spiegel. Zudem korrelieren die Cortisolspiegel mit den Belastungen im Zusammenhang mit peri- und postnatale Komplikationen sowie mit der quantitativen Einschätzung der betreuenden Pflegekraft hinsichtlich Schmerz und Stress. Mit der Einschränkung interindividuell bestehender Unterschiede im Niveau der Cortisolspiegel kann die wiederholte Messung aus dem Speichel nicht-invasiv Informationen über die Stressreaktion auch sehr kleiner FG liefern. Im Rahmen von klinischen Studien das Speichel-Cortisol als ein möglicher Parameter zur Beurteilung von Stress und Schmerz dienen.