Fragestellung: Beim feto-fetalen Transfusionssyndrom (FFTS) führen plazentare Anastomosen zu einem Bluttransfer zwischen monozygoten, monochorionalen Zwillingen. Die intrauterin ungleichen Durchblutungsverhältnisse beider Feten können zu Schädigungen verschiedener Organsysteme beider Zwillinge führen. Eine relativ neue, kausale Behandlungsmethode dieses Krankheitsbildes ist die intrauterine Laserkoagulation der Gefäßverbindungen, die hohe Überlebensraten und eine geringere neurologische Morbidität als andere Therapieansätze erzielt. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Immunfunktionen intrauterin wachstumsretardierter Kinder noch im späteren Kindesalter beeinträchtigt sein können.
Dies ist die bisher erste Studie, welche die Auswirkungen des schweren FFTS nach intrauteriner Lasertherapie auf das Immunsystem untersucht. Dabei interessiert besonders, ob der wachstumsretardierte Donor Defizite in seinen Immunfunktionen aufweist bzw. ob sich Unterschiede zwischen immunologischen Parametern der Akzeptoren und Donatoren zeigen.
Methodik: Bei 18 überlebenden Zwillingspaaren nach schwerem FFTS wurden im Alter von im Median 3 1/12 Jahren die Immunglobuline IgA, IgG und IgM sowie die Titer der Tetanus-, Diphtherie-, und Haemophilus infuenzae B (HiB)-Antikörper im Serum bestimmt. Die 36 Kinder waren Teil einer großen Untersuchungsgruppe zur Evaluation der neurologischen Langzeitentwicklung nach FFTS. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mittels Wilcoxon Test.
Ergebnisse: Nur drei der 108 gemessenen Immunglobulinspiegel (IgA, IgG, IgM) lagen unterhalb des Normbereichs. Insgesamt war die Spannweite der individuellen Werte sehr groß, wobei die Werte von Zwillingspaaren meist eng beieinander lagen.
Die Antikörpertiter nach Impfung gegen Tetanus und HiB waren alle ausreichend (Tetanus >0,01 IU/ml, HiB >0,15mg/ml); 14 Kinder zeigten einen unzureichenden Diphtherie-Schutz. Die Akzeptoren tendierten zu höheren Antikörpertitern, insgesamt fanden sich jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Akzeotpren und Donatoren.
Schlussfolgerung: Sowohl Donatoren als auch Akzeptoren zeigten trotz intrauterinem hämodynamischen Ungleichgewicht und diskrepantem Geburtsgewicht (Donatoren Z-score -2,1; Akzeptoren Z-score -0,65) keine relevanten Beeinträchtigungen ihrer Immunfunktionen. Beim schweren FFTS scheint die pränatale Laserkoagulation der Anastomosen in der Lage zu sein, die Auswirkungen der unterschiedlichen Kreislaufverhältnisse auf das Immunsystem weitgehend aufzuheben.