Neuropediatrics 2006; 210 - P168
DOI: 10.1055/s-2006-946522

Hypothermiebehandlung asphyktischer Neugeborener – praktische Aspekte der Temperaturregulation

M Timischl 1, M Keller 1, G Simbruner 1
  • 1Neonatologie Med. Universität Innsbruck, Innsbruck, A

Hintergrund: Der Hypothermie-Behandlung asphyktischer Neugeborener mit hypoxisch ischämischer Enzephalopathie (HIE) wird in einer zunehmenden Anzahl von Publikationen eine neuroprotektive Wirkung zugeschrieben und die Einführung als Standardtherapie immer wahrscheinlicher. Aus diesem Grund gewinnen praktische Aspekte der Kühlung an Bedeutung.

Fragestellung: In einer retrospektiven Analyse von asphyktischen Neugeborenen, die nach einer festgelegten Anweisung mit einer Kühlmatrazze gekühlt worden waren stellten wir folgende Fragen: 1) In welcher Zeit wird die gewünschte Zieltemperatur erreicht? 2) In welchem Prozentsatz der vorgegebenen Zeit (72 Stunden) kann die Rektaltemperatur (RT) im gewünschten Zielbereich (33–34°C) gehalten werden? 3) Kann die vorgeschreibene Geschwindigkeit der Aufwärmung von 0,5°C/h eingehalten werden?

Methodik: Wir analysierten sechs Neugeborene, die aufgrund einer HIE nach den Kriterien der neo.nEuro.network Studie systemisch gekühlt wurden. Der Start der Kühlung erfolgte innerhalb der ersten 6h, während der Dauer der Kühlung (72h) wurde eine Zieltemperatur von 33–34°C rektal angestrebt. Die Patienten wurden unbekleidet auf eine Kühlmatte gelegt und die Temperatur der Kühlmatte von den Schwestern manuell entsprechend der vorgegebenen Regeln adjustiert. Dabei wird grob angenommen, dass für eine Änderung der Körpertemperatur um 0,5°C eine Änderung der Matratzentemperatur (MT) um 1°C benötigt wird. Die Erwärmung soll innerhalb von 6 bis 12 Stunden erfolgen und eine Geschwindigkeit von 0,5°C/h nicht überschreiten. Die RT und die MT wurden stündlich dokumentiert.

Ergebnisse: Das Erreichen des Zielbereichs dauerte im Mittel 1,9±1,3h (±SD), (mittlere Abkühlgeschwindigkeit 0,6°C/h). Nach der Abkühlungsperiode betrug die mittlere RT 33,5±0,4°C bei einer mittleren MT von 31,6±2,1°C. In 83±8% der Zeit der Kühlung befand sich die Temperatur im gewünschten Bereich, in 11,7% über 34°C und in 5,6% unter 33°C Das Erwärmen erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 0,3°C/h.

Schlussfolgerung: Die Analyse zeigt, dass 1) zur Optimierung des Therapierfolges die Abkühlung schneller erfolgen sollte 2) die oben genannte Kühlmethode und die angegebenen Regeln geeignet sind, um die RT weithegehend im gewünschten Bereich zu halten, wobei Temperaturen über dem gewünschten Bereich vom Pflegepersonal eher geduldet werden als Temperaturen unter dem gewünschten Bereich. 3) die Aufwärmung mit der Matratze gut gesteuert werden kann.