Neuropediatrics 2006; 210 - P137
DOI: 10.1055/s-2006-946491

Natriuretische Peptide als kardiale Funktionsmarker bei Kindern mit mechanischer Kreislaufunterstützung

G Heise 1, B Stiller 1, J Lemmer 1, Y Weng 1, M Hübler 1, F Berger 1, R Hetzer 1
  • 1Deutsches Herzzentrum Berlin, D

Fragestellung: Kinder mit terminalem therapieresistentem Herzversagen können mittels mechanischer Kreislaufunterstützung bis zur Erholung des eigenen Herzens oder bis zur Transplantation über Wochen und Monate überbrückt werden. Bisher ist unklar, bei welchen Kindern sich das Herz erholt und welche zur Transplantation angemeldet werden müssen.

Zudem fehlen Laborparameter, die über das Ausmaß der kindlichen Herzinsuffizienz vor, während und nach mechanischem Kreislaufersatz Auskunft geben. Deshalb haben wir Natriuretische Peptide (NP) auf ihre Wertigkeit als Herzinsuffizienzmarker bei der Entscheidung zur Implantation, Erholung und möglichen Explantation des Berlin Hearts untersucht.

Methodik: Von 12/2001 bis 12/2005 wurden 200 Plasmaspiegel natriuretischer Peptide bei 13 Kindern (Alter: median 12, range 0,2–17,5 Jahre, Körpergewicht: median 25,4, range 4,3–58kg) im Verlauf bestimmt. Alle befanden sich in kardiogenem Schock und/oder Multiorganversagen und bekamen ein pneumatisch pulsatiles extrakorporal gelegenes ventrikuläres Assist Device (VAD) (EXCOR, BerlinHeart) implantiert. Ursache der Herzinsuffizienz waren 12 Kardiomyopathien und 1 komplexer angeborener Herzfehler. Ein Kind erhielt ein biventrikuläres und 12 ein linksventrikuläres System. Die Dauer der Unterstützung betrug im median 55 (range 6–220) Tage. Die Analyse von Midregion-pro-ANP (mpANP), Brain natriuretischem Peptid (BNP) und NT-pro-BNP erfolgte mittels Sandwich-Immunoassays.

Ergebnisse: Die Überlebensrate lag bei 84,6%. Neun Kinder konnten erfolgreich herztransplantiert werden (mediane Follow-up-Zeit: 284, range 51–1469 Tage), 2 verstarben und 1 Patient konnte vom VAD entwöhnt werden. Serielle Messungen der verschiedenen Biomarker sind in der Tabelle dargestellt.

Vor der Implantation wiesen alle Kinder sehr hohe NP als Ausdruck schwerster Herzinsuffizienz auf. Während der Zeit am VAD zeigten alle Kinder parallel zur Entlastung des Herzens einen Abfall aller 3 NP, obwohl bei keinem normale Plasmawerte erreicht wurden. Die niedrigsten NT-pro-BNP-werte (250 pg/ml) wurden bei dem später vom VAD entwöhnten Kind 4 Monate nach VAD-Einbau gemessen. Zwölf Wochen nach erfolgreicher VAD-Explantation wurde bei diesem Jungen ein normaler NT-pro-BNP-wert im Plasma (71 pg/ml) bestimmt.

Schlussfolgerung: Extrem hohe Werte vor Implantation und ein kontinuierlicher Abfall am VAD aller 3 untersuchten NP spiegeln die myokardiale Entlastung wieder. NT-pro-BNP kann möglicherweise als valider Funktionsparameter bei der Entscheidung zu möglicher VAD-Explantation Hilfestellung leisten.

NP (Einheit)

prä VAD median (range)

nach 1 Woche VAD median (range)

nach 4 Wochen VAD median (range)

mpANP (pmol/l)

1120 (255–2350)

282 (216–575)

261 (78–1210)

BNP (pg/ml)

2216 (165–13426)

329 (202–1776)

185 (11–785)

NT-pro-BNP (pg/ml)

49429 (7528–112057)

4733 (1022–15420)

2126 (716–8275)

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