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DOI: 10.1055/s-2006-946041
Erstmalige erfolgreiche AB0-inkompatible Herztransplantationen bei Säuglingen in Deutschland – komplikationsloses mittelfristiges Follow-up
Der Mangel an geeigneten Organen führt gerade bei Säuglingen und Kindern zu einer hohen Mortalität von 30–50% bereits innerhalb der Wartezeit auf eine Herztransplantation (HTX). Aufgrund der bisherigen Praxis der blutgruppenkompatiblen Transplantation finden im Gegenzug geeignete Organe teilweise keinen passenden Empfänger. Dank der physiologischen Unreife des Immunsystems bei Säuglingen und Kleinkindern besteht durch die ABO-inkompatible HTX jedoch die Option jedes angebotene Organ zu akzeptieren, um die Wartezeit drastisch zu verkürzen und dadurch die Prognose zu verbessern.
Von Dezember 2004 bis Juni 2005 wurden in unserem Zentrum 3 Kinder der Blutgruppe 0 bei kongenitalem Vitium (Hypoplastisches Linksherz Syndrom, restriktive- und dilatative Kardiomyopathie) im Alter von drei, fünf und sieben Monaten transplantiert. Sie erhielten Organe der Blutgruppe A1 bzw. B nach einer Wartezeit von maximal 2 Wochen. Das perioperative Management erfolgte nach dem modifizierten Protokoll für die Behandlung von Empfängern AB0-inkompatibler Organe der Arbeitsgruppe West et al. in Toronto, Kanada. Die präoperativen Isohämagglutinintiter waren bei allen Patienten niedrig (maximal 1:4). Intraoperativ wurde ein mehrfacher Plasmaaustausch während der extrakorporalen Zirkulation durchgeführt, um die Isohämagglutinine soweit wie möglich zu eliminieren. Die immunsuppressive Therapie bestand aus einer Induktion mit Anti-Thymocyten-Globulin und der üblichen Erhaltungstherapie mit Tacrolimus, Mycophenolat Mofetil und Prednison. Die Überwachung von Abstoßungsreaktionen erfolgt durch regelmäßige klinische, echo- und elektrokardiographische Kontrollen sowie Messung der Isohämagglutinintiter. Eine Herzkatheteruntersuchung ist bei unkompliziertem Verlauf 1 Jahr nach Transplantation vorgesehen.
Das Follow-up beträgt 12 Monate (Fall 1 und 2) bzw. 6 Monate (Fall 3). In keinem der drei vorgestellten Fälle trat postoperativ eine hyperakute Abstoßungsreaktion auf. Auch im weiteren Verlauf fand sich bei gutem klinischen Zustand der Patienten im Rahmen der ambulanten kinderkardiologischen Verlaufskontrollen kein Anhalt für eine eingeschränkte Funktion der Organe oder gar Abstoßungsreaktion. Die postoperativen Isohämagglutinintiter waren negativ bis maximal an der Nachweisgrenze (1:1) und verschwanden vollständig bei allen Patienten nach 3 Monaten.
Das bisherige Follow-up zeigt, dass die AB0-inkompatible Herztransplantation bei Säuglingen ein sicheres Verfahren sein kann, wodurch die Wartezeit und die Mortalität entscheidend gesenkt werden könnte.