Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A411
DOI: 10.1055/s-2006-944136

Die Einschätzung des kardiovaskulären Risikos ist unterschiedlich zwischen Diabetes mellitus Typ 2– Patienten, den behandelnden Ärzten und unabhängigen Risiko-Scores

S Hehenwarter 1, C Hohberg 1, T Reimer 1, G Lübben 2, T Schöndorf 1, B Jenke 1, T Forst 1, A Pfützner 1
  • 1Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany
  • 2Takeda Pharma, Aachen, Germany

Fragestellung: Patienten mit Typ 2 Diabetes besitzen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. In dieser Studie wurde untersucht, ob sich die Risikoeinschätzung zwischen Patient, dem behandelnden Arzt und Labor-Risikomarker bzw. Risiko-Scores unterscheidet.

Methoden: Insgesamt wurden 69 Typ 2 Diabetes Patienten (46 Männer, 23 Frauen, Alter (MW±SD): 68±8 Jahre, Diabetesdauer 11±10 Jahre, HbA1c: 6.9±1.0%, BMI: 31.2±7.8kg/m2) in die Studie eingeschlossen. Patienten und die behandelnden Ärzte wurden zum Patientenrisiko unabhängig voneinander anhand eines Fragebogens befragt. Aus Nüchtern-Blutproben wurden die Parameter HbA1c, Glukose, intaktes Proinsulin, Adiponectin, hsCRP und Lipide gemessen. Die Intima media Dicke wurde an der A. carotis per Ultraschall bestimmt.

Ergebnisse: Die Risikoabschätzung wurde in vier Gruppen anhand der Risikoerhöhung eingeteilt: stark erhöht (>45%), moderat erhöht (30–45%), leicht erhöht (15–30%), und keine Erhöhung (0–15%). 35% der Patienten stuften ihr kardiovaskuläres Risiko als nicht erhöht ein, wohingegen diese Zahl nach Einschätzung der Ärzte (10%), anhand der Laborwerte (14%) bzw. des UKPDS-Risiko-Scores (12%) niedriger liegt. Patienten mit einem moderat oder stark erhöhten Risiko (UKPDS Risiko-Score) hatten höhere HbA1c-Werte (7,1±0,9 vs. 6,4±0,7%, p<0,05), eine größere intima-media Dicke (1,03±0,31 vs. 0,77±0,22mm, p<0,005) und höhere intakt Proinsulin Spiegel (26,5±24,9 vs. 13,2±12,9 pmol/l, p<0,05).

Schlussfolgerung: Type 2 Diabetes-Patienten unterschätzen häufig ihr kardiovaskuläres Risiko. Für diese Patienten sollte die Aufklärungsarbeit sowie das Aufzeigen protektiver Maßnahmen optimiert werden.