Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A409
DOI: 10.1055/s-2006-944134

Kardiovaskuläres Risiko des Typ 2 Diabetikers – Objektivierbare Parameter und subjektive Einschätzung durch Patient und Hausarzt

C Hohberg 1, A Pfützner 1, T Forst 1, S Gauert 2, P Lemke 3, E Karagiannis 3, G Lübben 3
  • 1Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Germany
  • 2BKK Stadwerke, Hannover, Germany
  • 3TAKEDA Pharma, Aachen, Germany

Fragestellung: Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 haben ein drei- bis fünffach erhöhtes Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos wurden unabhängig vom Diabetes verschiedene Scores (Framingham-, Procam-, UKPDS-Score) und Laborparameter (hs-CRP, Proinsulin intakt, Adiponektin) entwickelt.

Methoden: In unserer epidemiologischen Untersuchung wurde das kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus (n=68) durch eine Intima-Media-Dicke (IMT)-Messung (Ultraschall, Stamm der Aa. carotis communis), verschiedene klinische Scores (UKPDS-, Framingham-, Procam-Score) und Laborparameter (hs-CRP, Insulin, Proinsulin intakt, Adiponektin, Blutglukose, Lipide, HbA1c) erfasst und mit der individuellen Risikoeinschätzung der Patienten selbst und deren behandelnden Ärzte verglichen.

Ergebnisse: Patienten mit einer pathologischen IMT wiesen ein erhöhtes Risiko gemäß UKPDS-Score für das Auftreten kardialer Ereignisse (45% vs. 28%, p<0,0001) und für das Auftreten eines Schlaganfalls (39% vs. 16%, p<0,01) auf. Bezogen auf die IMT errechnete sich für den UKPDS-Score eine Sensitivität von 75% bei einer Spezifität von 55%. Patienten mit einem erhöhten UKPDS-Risiko wiesen einen schlechteren HbA1c (7,1±0,9% vs. 6,4±0,7%, p<0,05), eine Verdickung der IMT (1,03±0,31mm vs. 0,77 + 0,22mm, p<0,05) und einen höheren Spiegel des Proinsulin intakt (26,5±24,9 pmol/L vs. 13,2±12,9 pmol/L, p<0,05) auf. Die individuellen Risikoeinschätzungen der Patienten divergierten deutlich von denen ihrer behandelnden Ärzte: 35% der Patienten und nur 10% der Ärzte schätzten das Risiko als nicht erhöht ein. Spiegelbildlich schätzten 70% der Ärzte und 41% der Patienten das Risiko als moderat bis deutlich erhöht ein.

Schlussfolgerung: Da die individuellen Risikoeinschätzungen der Patienten und Ärzte erheblich divergieren, sind objektive Scores und Parameter, die eine konsequente und frühzeitige Risikoerfassung ermöglichen, unverzichtbar.