Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A350
DOI: 10.1055/s-2006-944075

Nicht-alkoholische Steatohepatitis als Teil eines Metabolischen Syndroms bei adipösen Kindern und Jugendlichen. Eine metabolische und anthropometrische Charakterisierung

S Wiegand 1, A Richardt 1, A Dannemann 1, T Riebel 2, A Grüters 1
  • 1Charité Kinderklinik, Universitätsmedizin Berlin, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Berlin, Germany
  • 2Charité Kinderklinik, Universitätsmedizin Berlin, pädiatrische Radiologie, Berlin, Germany

Einleitung: Die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) im Rahmen des metabolischen Syndroms wird schon im Kindesalter beobachtet. Da die NASH primär asymptomatisch verläuft, erfordert sie eine gezielte Diagnostik. Studienziel ist deshalb die metabolische Charakterisierung adipöser Kinder mit v.a. NASH.

Methodik: Aus der Gesamtgruppe (514 Pat, m:254/w:260, Alter 11,3±3,2 Jahre) eines Adipositas-Zentrums wurden 23 Pat. (m:18/w:5; Alter 13,9±2,5 Jahre) mit >6 Mon. persistierenden >1,5fach erhöhten Transaminasen untersucht. Bei 6 Pat. wurde eine Leberbiopsie durchgeführt und die histologische Diagnose NASH gestellt, bei 15 Pat. wurde mittels Sonographie und Ausschluss-Differentialdiagnostik der Verdacht auf NASH gesichert.

Ergebnis: Pat. mit NASH unterschieden sich im BMI (30,5±5,7kg/m2) nicht von der Gesamtgruppe (30,3±4,1kg/m2). In der NASH-Gruppe waren sign. mehr Jungen (78% vs. 48% Gesamtgruppe) und eine Insulinresistenz (R-HOMA>3) fand sich sign. häufiger (91% vs. 38%). Eine gestörte Glukoseregulation bestand bei 38% der Pat. mit NASH (13,1% Gesamtgruppe, p<0,001; Screening nach ADA-Kriterien). Eine Dyslipidämie (Chol>200mg/dl, TG>150mg/dl, LDL>150mg/dl) fand sich bei 48% der Patienten mit erhöhten Transaminasen (Gesamtgruppe 29%; p>0,001). Innerhalb der NASH-Gruppe gab es weder eine Korrelation zwischen BMI und Transaminasen-Erhöhung, noch zwischen Transaminasen und Insulinresistenz. Der R-HOMA-Median lag mit 5,6±3,6 in der NASH-Gruppe jedoch deutlich über der Normgrenze.

Schlussfolgerung: Eine NASH ist bereits bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Da sie schon bei mäßiger Adipositas auftreten kann, sollte eine Transaminasen-Bestimmung als Screening durchgeführt werden. Pädiatrische Diagnose-Kriterien wären wünschenswert. Etablierten Therapieansätze zur Behandlung der NASH bestehen nicht, Gewichtsreduktion kann zur klinischen Verbesserung führen. Die auffällige Geschlechtsverteilung und die Assoziation zur Insulinresistenz lässt eine genetische Disposition vermuten.