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DOI: 10.1055/s-2006-944064
Evaluation einer Onlinesprechstunde für Diabetiker
Einleitung: Die Internetplattform diabetes-world.net bietet Ärzten und Laien diabetesrelevante Information und interaktive Tools. Diabetiker können dort in einer Sprechstunde Spezialisten um Information und Rat fragen. Über die Effekte ist bisher nichts bekannt.
Ziele: Hilft die Expertensprechstunde den Usern? Ändert sich die Diabetesbelastung durch die Expertenantwort? Wird der behandelnde Arzt einbezogen?
Methodik: Anonyme, freiwillige Befragung von Usern der Sprechstunde zum Zeitpunkt der Frage an den Experten (t1) und 14 Tage nach der Expertenantwort (t2).
Ergebnisse: Für t1 liegen Daten von 201 Diabetikern vor (Stichprobe D1: 51% männlich; Alter 48±13 Jahre; 40% Typ 1, 46% Typ 2, 9% GDM; Diabetesdauer 13±13 Jahre; letzter HbA1c 6,5±1,3%), Daten für t2 liegen von 102 Diabetikern vor (Teilstichprobe D2). Kein Unterschied zwischen D2, D1 und den Dropouts. 94% von D1 beurteilen die Sprechstunde als hilfreich oder sehr hilfreich, 55% besuchen sie mehrmals im Monat. Den Expertenrat schätzen 70% von D2 als hilfreich oder besser ein, die sprachliche Form ist für 87% zufrieden- bis sehr zufrieden stellend. Insgesamt findet sich keine Belastungsänderung; die Antworten zu Ernährung oder Medikation führen aber zu einer Belastungsreduzierung (p=0,04). Von den 45 Teilnehmern, die während der Studie ihren Arzt konsultierten, thematisierten 14 (31%) die Expertenantwort, bei der Hälfte (n=7) wurde daraufhin die Therapie angepasst.
Schlussfolgerung: Zum ersten Mal liegen Daten über die Effekte einer Onlinesprechstunde für Diabetiker vor. Die Sprechstunde wird als hilfreich angesehen, auch von Usern, die zum ersten Mal oder selten die Seite besuchen. Die Experten wählen eine sehr zufrieden stellende sprachliche Form, der Inhalt ist für 70% der User hilfreich bis sehr hilfreich. Somit stellt das Medium Internet als medizinisches Beratungsinstrument für viele Diabetiker eine Hilfe dar. Eine noch häufigere Hilfe und eine Belastungsreduktion in weiteren Fragenbereichen sind anzustreben, ebenso die bessere Einbeziehung des Hausarztes, die dann zur Therapieoptimierung führen kann.