Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A296
DOI: 10.1055/s-2006-944021

Hat die Blutdruckamplitude (Pulspressure) Einfluss auf die Proteinurie bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

D Schoch 1, C Köhler 2, M Hanefeld 2
  • 1Praxis für Allgemeinmedizin, Berlin, Germany
  • 2Zentrum f. klinische Studien, GWT TU Dresden, Dresden, Germany

Fragestellung: Untersucht wurde der Einfluss des Pulsdrucks (PP) und Blutdruckverhaltens auf die Albuminurie bei Typ 2 Diabetikern und eventueller Einfluss weiterer Parameter. Stellt der Pulsdruck einen eigenständigen Risikofaktor dar und ab welchem Pulsdruckwert erhöht sich das Risiko für eine Nephropathie. Welchen Stellenwert hat der Blutdruck im Kontext mit anderen Einflussfaktoren auf die Albuminurie.

Methoden: Es wurden 166 Patienten (100 Frauen, 66 Männer, Alter Medianwert 66 Jahre, Diabetesdauer Medianwert 8,75 Jahre, BMI 30,52±5,47, WHR 0,92±0,09) mit manifestem Typ 2 Diabetes aus der Praxis rekrutiert. Ausschlusskriterien waren floride Tumorerkrankung, klinisch relevante Nierenerkrankung außer diabetischer oder hypertensiver Genese, akut entgleiste Stoffwechsellage und akute Infektionen. Es bestanden kardiovaskuläre Begleit- bzw. Folgeerkrankungen (142 Hypertoniker, 29 KHK, 14 PAVK, Apoplex 9, Fettstoffwechselstörung 166). Es erfolgte eine automatisierte ambulante Blutdrucklangzeitmessung über mindestens 22 Stunden mit der Erfassung der Durchschnitts-, Maximal-, Minimalwerte getrennt in Tages- und Nachtphase für den systolischen (SYST) und diastolischen (DIAST) Blutdruck, MBD, Pulsdruck und Herzfrequenz. Der 24h Sammelurin wurde auf Albuminurie untersucht und Parameter des Glucose- und Fettstoffwechsels aus dem Blut ermittelt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS 11.0 als deskriptive Analyse, einfaktorielle und multifaktorielle Varianzanalyse nach Anova und Korrelationstest nach Pearson.

Ergebnisse: Als signifikante Einflussfaktoren auf die Mikroalbuminurie (p<0,05) erwiesen sich der PP, SYST, HbA1c, GLUC nüchtern und postprandial und auf die Makroalbuminurie zusätzlich das Lebensalter. Eine Mikroalbuminurie trat häufiger bei PP 58,27mm Hg±11,7 (vs. 53,24mm Hg±9,39); SYST 144mm Hg±17,1 (vs. 137mmHg±12,4); MBD 105,08mm Hg±12,72 (vs.101,68mmHg±8,62); HbA1c 7,2%±1,21 (vs. 6,58%±0,96); GLUCnü 8,27 mmol/l±2,81 (vs. 7,08±1,98); GLUCpp 8,7 mmol/l±2,6 (vs. 7,6±1,92); Lebensalter 65 Jahre±12,7 (vs. 64 Jahre±11 Jahre) auf. Eine Makroalbuminurie wurde häufiger bei PP 70mm Hg±10,3; SYST 161mmHg±17,9; MBD 114,62mmHg±10,32; HbA1c 7,72%±2,29; GLUCnü 10,2mmol/l ±4,93; GLUCpp 9,8 mmol/l±4,33; Lebensalter 75,5 Jahre±5,1) gefunden. Das Dippingverhalten war in 71% der Fälle gestört. Die Albuminurie korrelierte mit den kardiovaskulären Folgekrankheiten. Erhöhter PP und SYST erhöhen das kardiovask. Risiko.

Schlussfolgerung: Für die Mikroalbuminurie ist der PP neben dem SYST ein unabhängiger Risikofaktor schon ab 50mmHg. Der SYST erhöht die Wahrscheinlichkeit der Mikroalbuminurie ab 140mmHg. Der HbA1c Wert stellt ab 7% ein erhöhtes Risiko dar. Das Alter scheint ab 75. Lebensjahr die Häufigkeit der Albuminurie zu beeinflussen. Die Langzeitblutdruckmessung ist eine unverzichtbare Methode in der Diagnostik und Therapiekontrolle bei Typ 2 Diabetes.