Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A216
DOI: 10.1055/s-2006-943941

Der Stellenwert der telefonischen Beratung in der Betreuung von Kindern mit Diabetes mellitus an einer Berliner Kinderklinik: Wer ruft an und warum?

M Zimmermann 1, H Haberland 1, S Zierow 1, B Radtke 1, U Matte 1, V Berndt 1, C Prescher 1, V Hesse 1
  • 1Sana Klinikum Lichtenberg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin „Lindenhof“, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité, Sozialpädiatrisches Zentrum/Arbeitsbereich, Kinderdiabetologie, Berlin, Germany

Einleitung: Die Behandlung des Diabetes mellitus (D.m.) im Kindesalter erfordert von den Kindern und Eltern ein hohes Maß an Verantwortlichkeit und Kompetenz. Blutzuckerschwankungen und Hypoglykämieneigung im Kleinkindalter, aber auch die unausgeglichene Stoffwechsellage in der Pubertät stellen eine große Herausforderung dar.

Ziel: 2005 wurden an unserer Klinik 258 Kinder mit D.m. betreut. Anliegen der Untersuchung ist das Herausarbeiten der Patientengruppe mit dem größten Bedarf an Unterstützung, um gezielt die Qualität der ambulanten Betreuung zu verbessern.

Methodik: Retrospektive Auswertung der Telefonate vom 1.1.-31.03.05 mit Patienten, Eltern und Betreuern. Erfasst wurden der Grund des Anrufes, Gesprächspartner, Alter, Diabetesdauer, beratendes Teammitglied.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden 353 Telefonate geführt. Angerufen haben überwiegend Mütter (62%), Väter (10%), gefolgt von Pflegediensten (9%), Betreuern (8%) und Patienten (8%). Von Bedeutung war die Diabetesdauer: 1/3 aller Anrufe betrafen Pat. im ersten, 1/3 im 2. und 3. Jahr nach Manifestation. Es zeichnen sich Altersgipfel im 6. u. 15. Lebensjahr (14 bzw. 16%) ab. Die häufigsten Anfragen wurden zur Dosisanpassung (56%) in verschiedensten Situationen gestellt, 30% zu Organisatorischem, übrige zu psychologischen und sozialen Problemen.

Schlussfolgerungen: Die häufige Inanspruchnahme der telefonischen Beratung spiegelt die enormen Anforderungen, die die Therapie des an D.m. erkrankten Kindes an die Betroffenen stellt, wider und zeigt die Notwendigkeit der ständigen Erreichbarkeit des Diabetesteams. Die Mütter tragen die Hauptlast. Eine Verteilung der Verantwortung auf beide Elternteile sollte, da wo möglich, in der ambulanten Beratung unterstützt werden, um die Prognose zu verbessern. Obwohl Schwerpunkt wiederholter Schulungen, sind Insulindosisanpassungen das Hauptproblem für die betroffenen Familien.