Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A155
DOI: 10.1055/s-2006-943880

Patientenzentrierte Schulung verbessert die Stoffwechsellage bei Menschen mit insulinpflichtigem Typ-2 Diabetes – unabhängig von Vorschulung und Bildungsstand

A Tewes 1, M Frank 2, U Brinkmeier 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
  • 2Saarland Kliniken Kreuznacher Diakonie Fliedner Krankenhaus Neunkirchen, Neunkirchen, Germany

Einleitung: Das patientenzentrierte verhaltensmedizinische Schulungsprogramm „DIABETES & VERHALTEN“ für Menschen mit insulinpflichtigem Typ-2 Diabetes mellitus wurde unter besonderer Berücksichtigung der sozialanamnestischen Ausgangslage evaluiert.

Ziele: Verbesserung der Versorgung insulinpflichtiger Typ-2 Diabetespatienten.

Methodik: Die Stichprobe bestand aus 101 insulinpflichtigen Diabetespatienten beiderlei Geschlechts aus neun Schwerpunktpraxen. Abhängige Variablen waren HDL- und Gesamtcholesterin, Triglyzeride, Nüchternblutzucker, HbA1c und BMI. Unabhängige Variablen waren Messzeitpunkt, Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status und Insulineinstellung.

Ergebnisse: Nach sechs Monaten konnte ein signifikantes Absinken sowohl des HbA1c-Wertes als auch des Nüchternblutzuckers erreicht werden. Der HbA1c sank hochsignifikant (p<0,001) von 8,70% (±1,72) vor der Schulung auf rund 7,06% (±0,95) nach sechs Monaten, der Nüchternblutzucker sank im selben Zeitraum von 198,63mg/dl (±73,05) auf 142,79mg/dl (±29,99; p<0,001). Gesamtcholesterin sank (nicht signifikant) von 213,66mg/dl (±48,19) auf 207,15mg/dl (±45,56). HDL stieg signifikant (p<0,005) von 49,19mg/dl (±11,91) auf 53,59mg/dl (±13,63) an. Der Triglyzeridspiegel sank signifikant (p<0,05) von 236,25mg/dl (±125,91) auf 182,46mg/dl (±99,28). Das Gewicht blieb stabil. Der Umstand, dass die Baselinedaten vor Beginn der Schulung sämtlich steigende Werte aufwiesen, deutet darauf hin, dass die Veränderungen auf die Intervention zurückzuführen sind. Sämtliche Ergebnisse zeigten sich unabhängig von zuvor bereits erfolgten Insulineinstellungen, vom Sozial- und Bildungsstand und Vorschulungen. 72,5% der Patienten hatten bereits zuvor an einer strukturierten Schulung teilgenommen.

Schlussfolgerung: Die patientenzentrierte verhaltensmedizinische Schulung versetzt offensichtlich auch Menschen mit niedrigem Bildungsstand in die Lage, ein Selbstmanagement ihrer individuellen komplexen Therapie des insulinpflichtigen Typ-2 Diabetes erfolgreich umzusetzen.