Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A87
DOI: 10.1055/s-2006-943812

Untersuchung zur Lebensqualität von Eltern diabeteskranker Kinder und Jugendlicher -Zusammenhänge zu sozialen und somatischen Faktoren – Ergebnisse einer multizentrischen Studie

M Borsch 1, R Holl 2, H Weyhreter 3
  • 1Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abt. Innere Medizin, Ulm, Germany
  • 2Universität Ulm, Abt. Epidemiologie, Ulm, Germany
  • 3Universität Ulm, Abt. Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, Germany

Zielsetzung: Vergleich der Lebensqualität von Eltern diabetischer Kinder mit einer Referenzgruppe und Untersuchung der Zusammenhänge zu sozialen und somatischen Faktoren.

Methoden: Multizentrische Querschnittstudie mit 843 Typ 1 Diabetikern (1–19 Jahre) aus 25 Zentren. Datenerfassung mittels KID-KINDLR und KIDDO-KINDLR, FLZM, Teamfragebogen, DPV-Software. Statistische Auswertung mittels Spearman-Rangkorrelation, Mittelwertvergleich und multipler Regression.

Ergebnisse: Patienteneltern erleben eine signifikant niedrigere gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit (LZ) als die Referenzgruppe (p<0.01), unterscheiden sich von dieser jedoch nicht in der allgemeinen LZ. Mit zunehmender Diabetesdauer sinkt die diabetesbezogene LZ signifikant ab (p<0.0001), die allgemeine LZ bleibt davon unbeeinflusst. Geringere Belastungen der Eltern und größere Zufriedenheit der Kinder stehen in Zusammenhang zu höherer gesundheitsbezogener LZ der Eltern, steigende Diabetesdauer steht mit geringerer LZ der Eltern in Zusammenhang. Höhere Diabetes- und Gesamtzufriedenheit des Kindes stehen in Zusammenhang mit höherer diabetesbezogener LZ der Eltern, steigende Diabetesdauer und schlechtere Stoffwechseleinstellung mit einer niedrigeren LZ der Eltern. Eltern von Mädchen erleben eine signifikant höhere LZ als die von Knaben. Ältere Kinder, ausländische Kinder, Kinder von Eltern mit schlechterer Schulbildung haben jeweils eine schlechtere Stoffwechseleinstellung (HbA1c-Wert). Je größer die Anzahl chronischer Belastungen in der Familie, desto niedriger sind die allgemeine (p<0.001) und gesundheitsbezogene (p<0.001) LZ der Patienteneltern. Es liegt eine hochsignifikante (p<0.001) Übereinstimmung zwischen Selbsteinschätzung der Eltern und Fremdeinschätzung durch das behandelnde Team vor.

Schlussfolgerung: Die Auswirkungen der untersuchten Faktoren auf die LZ der Eltern müssen in der Therapie berücksichtigt werden. Es müssen Therapiekonzepte für Risikogruppen entwickelt und zentrumsübergreifende Arbeitsgruppen zur Analyse/Optimierung der Behandlungsstrukturen eingerichtet werden.