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DOI: 10.1055/s-2006-943796
Diabetogene Effekte der Chemotherapie bei onkologischen Erkrankungen im Kindesalter
Fragestellung: Potenziell diabetogene Bestandteile der Behandlung kindlicher Leukämien sind Prednison, Dexamethason, Asparaginase und Glukose- haltige parenterale Ernährung; bei ca. 1/3 der Patienten kommt es zu -iatrogener- Hyperglykämie (iH). Untersucht werden Begleitumstände, Therapie und Verlauf der iH bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphom und Morbus Hodgkin.
Methoden: Die Krankenakten aller Patienten zweier Jahrgänge (2003, 2005) wurden ausgewertet (Gruppe A, n=33, 17 Mädchen, Alter 0.4–18 Jahre); zum Vergleich wurden Patienten mit iH aus 1998–2002 herangezogen (Gruppe B, n=7, 1 Mädchen, Alter 10–16 Jahre). In Gruppe A war systematisch der Blutzucker (BZ) bzw. Urinzucker kontrolliert, und ab BZ 200mg/dl sofort mit Humaninsulin-Dauertropf-Infusion (Actrapid 40IE/ml, NovoNordisk, BZ-Zielwert <180mg/dl) behandelt worden. In Gruppe B waren nur sporadisch BZ-Kontrollen durchgeführt worden, und wurde erst bei tagelanger symptomatischer iH (max. BZ 552mg/dl) mit Insulin behandelt.
Ergebnisse: Bei 12 Patienten in Gruppe A trat eine iH auf (Gruppe A1), 21 Patienten entwickelten keine iH (Gruppe A2). Patienten mit iH (Gruppe A1) waren signifikant älter als Patienten ohne iH (Gruppe A2; Median 14 versus 6 Jahre, p<0.001), doch nicht unterschieden bezüglich Chemotherapie-Protokoll, und Diabetes-positiver Familienanamnese. Die Patienten der Gruppe A1 und B unterschieden sich nicht signifikant bezüglich Alter, Chemotherapie und Familienanamnese; allerdings war der Verlauf der iH in Gruppe B protrahiert: 6 Patienten (versus 1 Patient der Gruppe A1) mussten noch bis zu 6 Monate nach Beendigung der Intensiv-Chemotherapie zuhause Insulin spritzen (p<0.001). Je 1 Patient verstarb unter der Chemotherapie in Gruppe A1 und A2.
Schlussfolgerung: Iatrogene Hyperglykämie (iH) ist insbesondere bei pubertären Kindern unter Chemotherapie zu erwarten; rechtzeitige Insulintherapie auch asymptomatischer iH verhindert, dass nach Ende der Chemotherapie noch weiter Insulin verabreicht werden muss.