Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A15
DOI: 10.1055/s-2006-943740

Drastische Erhöhung des kardiovaskulären Risikos bei älteren Diabetikern mit arterieller Verschlusskrankheit: 3-Jahres-Ergebnisse der getABI Studie

C Diehm 1, H Darius 2, D Pittrow 3, JR Allenberg 4, R Haberl 5, M Mahn 6, G Tepohl 7, B Dasch 8 HJ Trampisch 8, getABI Study Group
  • 1Klinikum, Karlsbad-Langensteinbach, Germany
  • 2I. Med. Klinik Vivantes Klinikum, Berlin-Neukölln, Germany
  • 3Inst. für Klinische Pharmakologie, Dresden, Germany
  • 4Abt. für Gefäßchirurgie, Univ., Heidelberg, Germany
  • 5Klinikum Harlaching, Abt. für Neurologie, München, Germany
  • 6Med. Abteilung, Sanofi-Aventis, Berlin, Germany
  • 7Internist/Angiologie, München, Germany
  • 8Med. Inf., Biometrie und Epidem., Univ., Bochum, Germany

Die Mortalität jeglicher Ursache bzw. durch kardialen Tod ist bei älteren Diabetikern mit/ohne periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) im Vergleich zu Nichtdiabetikern nicht bekannt. 344 Allgemeinärzte untersuchten 6880 unselektierte Patienten ≥65 Jahre in der prospektiven, nicht-interventionellen “German Epidemiological Trial on Ankle Brachial Index (getABI)“. PAVK wurde definiert als Ankle-Brachial Index (ABI) <0,9 bzw. periphere Revaskularisation/Amputation wegen PAVK. Diabetes wurde definiert durch die klinische Diagnose des Hausarztes und/oder HbA1c >6,5% und/oder Einnahme von oralen Antidiabetika bzw. Insulin.

Überlebenszeitanalysen wurden mithilfe des Cox-Proportional Hazard Modells durchgeführt und multivariat adjustierte Hazard Rate Ratios (HRR, 95% Konfidenzintervall) ermittelt. Die Beobachtungszeit für die Gesamtkohorte betrug >20.000 Personenjahre (PJ). 1762 Studienpatienten (25,6%) wurden als Diabetiker klassifiziert: mittleres Alter 72,5±5,5 Jahre, 51,5% Frauen; mittleres HbA1c 6,7 (±1,2)%. Bei Diabetikern war die Mortalitätsrate im Vergleich zu Nicht-Diabetikern verdoppelt (29,7 vs. 15,0 pro 1000 PJ; HRR: 1,8; 1,5–2,2). Diabetiker mit PAVK (n=455) hatten gegenüber Diabetikern ohne PAVK (n=1276) ein doppeltes Sterberisiko (55,3 vs. 21,2 pro 1000 PJ; HRR: 2,1; 1,5–2,9), bzw. ein verdreifachtes Risiko für kardiovaskulären Tod (25,3 vs. 7,0 pro 1000 PJ; HRR: 3,0; 1,8–5,2). Das gemeinsame Vorkommen von Diabetes und PAVK erhöhte das Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Personen ohne beide Erkrankungen (n=4266) ebenfalls um das dreifache (55,3 vs. 12,9 pro 1000 PJ; HRR: 3,2; 2,3–4,2), und das Risiko von kardiovaskulärem Tod um das fünffache (25,3 vs. 2,9 pro 1000 PJ; HRR: 4,9; 3,0–8,1). Es fand sich eine klare reziproke Assoziation zwischen abnehmendem ABI und erhöhter kardiovaskulärer Mortalität. Ältere Diabetiker sind bei Vorliegen einer PAVK einem deutlich erhöhten Risiko für vorzeitiges Versterben, insbesondere durch kardiale Ereignisse, ausgesetzt und bedürfen einer intensiven Behandlung ihrer Risikofaktoren.