Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - V66
DOI: 10.1055/s-2006-943167

Klinische Parameter zur Indikationsstellung der Hypothermiebehandlung bei asphyktischen Neugeborenen

M Timischl 1, M Lukavac 2, M Keller 1, E Haberlandt 3, G Simbruner 1
  • 1Neonatologie Med. Universität Innsbruck, Innsbruck, A
  • 2Institute for Neonatology Belgrad, Belgrad, YU
  • 3Neuropädiatrie Med. Universität Innsbruck, Innsbruck, A

Hintergrund: Sofortige, einfache Beurteilung des Schweregrades der hypoxisch ischämischen Enzephalopathie (HIE) ist für den frühen, erfolgreichen Einsatz der Induzierten Hypothermie entscheidend.

Fragestellung: Welche klinisch-leicht erhebbaren Parameter und welche Kombinationen (siehe Methoden) charakterisieren den HIE Schweregrad und das neurologische Outcome am besten?

Methoden: 28 Termingeborene wurden wurden drei Gruppen zugeteilt: A) gesunde (Apgar 1 und 5min>8, kapillärer (kap.) pH>7,2 in der ersten Lebensstunde); n=10 B) moderate Asphyxie (weder A noch C); n=9 C) schwere Asphyxie (Apgar 10min.<5, kap. pH<7,0, Basendefizit (BD)>16, Reanimation>10min); n=8. Der Thompson Score und die Temperaturdifferenz (TDmk) aus axillärer Temperatur der Mutter und der Rektaltemperatur des Kindes wurde innerhalb der ersten 10 Minuten postpartal erhoben. Ein EEG am 7. LT diente als Surrogatparameter für den unmittelbaren neurologischen Zustand. Zwei verblindete Gutachter klassifizierten das EEG (als normal (n), mäßig (m) -, schwer abnorm (s); nach Lamblin et al, 1999). Die follow up Untersuchungen erfolgten mit 6 Monaten (neurologische Untersuchung) und 12 Monaten (Revised Denver Prescreening Developmental Questionaire (R-PDQ)).

Resultate: EEG-Befunde 7.LT: Gruppe A: kein pathologischer Befund; Gruppe B: 66,7% m. abnorm; Gruppe C: 75% m., 12,5% s. abnorm. 6 Monate: (A), (B) keine neurologischen Auffälligkeiten; (C) 50% neurologisch auffällig, 25% verstorben. 12 Monate: keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen bzgl. des R-PDQ.

Gesunde (A) mit asphyktischen Neugeborenen (B+C) verglichen: 1) Thompson Score 10min postnatal (Median±SD) Gruppe (A): 1,0±0,9; (B+C): 11±6 (p<0,05); 2) Thompson Score 7. LT: Gruppe (A): 0,0±0 (B+C): 2,0±5,9 (p<0,05) 3) EEG-Befunde 7.LT: Gruppe (A): kein pathologischer Befund; Gruppe (B+C): 70,6% abnorm. Alle anderen postpartalen Parameter unterschieden sich ebenfalls signifikant. Mittels logistischer Regression wurde die Aussagekraft der einzelnen Parameter bezüglich eines abnormen EEG Befundes am 7. Lebenstag für das Gesamtkollektiv berechnet. Sensitivität-Spezifität-cut off Wert für Apgar 5min–0,85–0,79–7,2; Thompson Score 10min–0,69 –0,86–7,02; kap. pH–0,69–0,79–7,18; BD–0,62–0,86 –8,2mmol/l; Apgar 10min–0,54–0,86–8,5; pH+BD–0,85–0,79; Thompson +BD–0,77–0,86; pH+Thompson–0,77–0,79; Apgar 5min+BD–0,77–0,71; Thompson +Apgar 10min–0,69–0,93; Apgar 5min + Thompson–0,69–0,86; pH+Apgar 5min–0,69–0,79.

Schlussfolgerung: Der Apgar 5min bzw. Apgar 5min pH+Basendefizit haben die größte Aussagekraft bzgl. dem Vorhandensein, die Kombination Apgar 10min und Thompson Score 10min bzgl. des Ausschlusses einer Enzephalopathie. Sie eignen sich als Indikatoren für/gegen eine sofortige Hypothermiebehandlung. Die Gruppe „moderate Asphyxie“ zeigt mit 7 Tagen abnorme EEG Befunde und wird somit fälschlich von der Hypothermie Therapie ausgeschlossen.