Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - V26
DOI: 10.1055/s-2006-943127

Entwöhnung nach Herzunterstützung mit pneumatisch pulsatilem Assist Device (Berlin Heart, Excor)

S Schubert 1, B Stiller 1, M Hübler 2, Y Weng 2, E Hennig 2, J Lemmer 1, G Heise 1, F Berger 1, R Hetzer 2
  • 1Klinik für angeborene Herzfehler
  • 2Klinik für Herz-Thorax-und Gefäßchirurgie, Berlin, D

Einleitung: Die fulminante Myokarditis hat eine sehr hohe Mortalität. Wenn es gelingt diese Zeit zu überbrücken, so erholen sich die Herzen und die Kinder sind langfristig gesund. Auch bei anderen Ursachen für myokardiales Versagen im Kindesalter kann eine zeitliche Überbrückung in der Phase des akuten Herzversagens zum langfrisitgen Überleben führen. In dieser Arbeit untersuchen wir die Häufigkeikeit der Erholung der Herzfunktion unter Berücksichtigung der Grunddiagnose, der Unterstützungsdauer und der klinischen Verläufe mit dem Berlin Heart, Excor und stellen ein Konzept zur Entwöhnung vor.

Patienten: Zwischen 1990 und Dezember 2005 wurden in unserer Klinik 11 von 71 Kindern nach einer mittleren Unterstützungszeit von 29 (Range 6–120) Tagen erfolgreich vom Excor entwöhnt. Das mittlere Alter der Entwöhnten betrug 5,7 Jahre, (Range 70 Tage –16 Jahre), das Körpergewicht 21 (Range 4–55)kg. Aus der Gesamtgruppe wurden ferner 45% herztransplantiert und 39% verstarben am Excor.

Ergebnisse: Bei 11 Kindern (16%) zeigte sich eine Verbesserung der myokardialen Funktion, so dass eine Entwöhnung vom System stattfand. Diagnosen: 4 Kinder hatten eine fulminante Myokarditis, die sich erholte, so dass eine Explantation nach 11 bis 21 Tagen möglich wurde. (Dauerhafte Heilung, follow-up bis 9 Jahre). Zwei Kinder mit bioptisch gesicherter dilatativer Kardiomyopathie konnten langfristig entwöhnt werden (nach 22 /120 Excor-Tagen). Bei einem Kind mit Ebsteinanomalie wurde nach der Excor-Unterstützung eine Korrekturoperation vorgenommen, die eine langfristige Entwöhnung möglich machte. Bei einem Säugling mit Myokardinfarkt war die Erholung nur partiell, so dass 2 Monate nach Ausbau doch eine Herztransplantation erfolgte. Ein weiteres Kind hatte nach Herztransplantation ein Rechtsherzversagen. Nach 77 Unterstützungstagen war das rechte Herz genügend trainiert und der Ausbau des Excors erfolgreich. Bei zwei Säuglingen war postoperativ eine Linksunterstützung notwendig, das nach 11/12 Tagen erfolgreich entfernt wurde. Ein Entwöhnungs-Konzept wurde von uns erarbeitet, um das Erholungspotential des kindlichen Myokards auszuschöpfen, die Anzahl der Transplantationen so gering wie möglich zu halten und den optimalen Zeitpunkt zum Ausbau des Ecxors nicht zu verpassen.

Schlussfolgerung: Unter Kreislaufentlastung kann sich das kindliche Myokard erholen, so dass es statt zur Transplantation zu einer Entwöhnung von dem System kommen kann. Insbesondere bei fulminanter Myokarditis tritt nach Wochen der Entlastung in der Regel die vollständige Erholung des eigenen Herzens ein. Aber auch bei dilatativer Kardiomyopathie kann es in Einzelfällen zur Erholung kommen. Bei komplexen Herzfehlern bietet das Excor in der Situation des akuten Herzversagens die Möglichkeit zur Überbrückung bis eine Korrekturoperation, Intervention oder Spontanerholung eintritt.