Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - V24
DOI: 10.1055/s-2006-943125

Das Berlin Heart als Alternative zur ECMO bei Kindern mit Herzversagen bei erhaltener Lungenfunktion

J Lemmer 1, B Stiller 1, S Schubert 1, Y Weng 2, M Hübler 2, V Alexi-Meshkivilli 2, G Heise 1, F Berger 1, R Hetzer 2
  • 1Klinik für angeborene Herzfehler
  • 2Klinik für Herz, Thorax- u. Gefäßchirurgie, Berlin, D

Fragestellung: Veno-arterielle ECMO dient der Unterstützung oder als vollständiger Ersatz von Herz- und Lungenfunktion. Aufgrund der notwendigen ausgeprägten Antikoagulation und den damit verbundenen Blutungskomplikationen ist eine Überbrückung der kardiorespiratorischen Funktion nur über einen Zeitraum bis max. 2 (-3) Wochen möglich. Weitere Risiken entstehen aus der täglichen Notwendigkeit der Transfusion verschiedener Blutprodukte, der Infektionsgefahr, der notwendigen Analgosedierung und der oftmals nicht ausreichenden enteralen Ernährung. Im Folgenden wurde das EXCOR Berlin Heart Assist Device (Excor) als alternative Kreislaufunterstützung bei Kindern mit Herzversagen bei noch erhaltener Lungenfunktion erprobt.

Methodik: Von 1/1992 bis 12/2005 wurden in unserer Klinik 71 Kinder (Alter 2 Tage –17 Jahre, median 7 Jahre) mit dem Berlin Heart, EXCOR (für 1–420, median 37 Tage) mechanisch kreislaufunterstützt. Das Excor ist eine pneumatisch angetriebene Pumpe aus Polyurethan, die extrakorporal platziert ist und in verschiedenen Größen (Schlagvolumen 10, 25, 30, 50, 60, 80ml) zur Verfügung steht. Alle Kinder waren in terminalem Herzversagen, maschinell beatmet, reanimiert und hatten zum Zeitpunkt der Implantation trotz Ausschöpfung aller medikamentösen Mögklichkeiten ein progredientes Herzversagen mit Low-output und metabolischer Azidose.

Ergebnisse: Von den 71 Kindern litten 8 an fulminanter Myokarditis, 37 an Kardiomyopathie, 11 an chronischem Herzversagen bei voroperiertem angeborenen Herzfehler und bei 15 war eine Entwöhnung von der Herzlungenmaschine nach Herzoperation nicht möglich gewesen. 37 Kinder hatten einen isolierten Linksherz-, eines einen Rechtsherzersatz und 33 den Ersatz beider Herzkammern durch ein biventrikuläres Berlin Heart EXCOR. Nach 29 (median; range 6–120) Tagen hatte sich bei 11 Kindern (16%) das eigene Herz soweit erholt, dass eine Entwöhnung von dem EXCOR möglich war. Bei 32 Kindern (45%) erholte sich das Herz nicht und es gelang die Überbrückung bis zur Herztransplantation und 28 Kinder (39%) starben noch bevor eine Transplantation oder Erholung möglich war. Die Langzeitüberlebensrate in der Myokarditisgruppe betrug 75% und bei Kindern mit Kardiomyopathie 78%.

Schlussfolgerung: Bei Kindern mit terminalem Kreislaufversagen bei erhaltener Lungenfunktion bietet das Berlin Heart EXCOR die Möglichkeit der Langzeitunterstützung entweder bis zur Erholung des eigenen Herzens oder zur Herztransplantation. Während der Kreislaufunterstützung ist die Erholung der sonstigen Organfunktionen zu erwarten. Im Gegensatz zur ECMO können die mit EXCOR unterstützten Kinder während dessen extubiert und mobilisiert sein, ohne auf der Intensivstation verbleiben zu müssen. Eine neurologische Beurteilung vor Listung zur Tranplantation und ein monatelanger Ersatz der Herzfunktion während der Wartezeit zur Transplantation ist möglich.