Rofo 2006; 178 - VO_225_7
DOI: 10.1055/s-2006-940705

Kostenreduktion im Gesundheitswesen: Ist eine alleinige CT- oder alleinige MRT-Diagnostik vor Cochlea Implantation verantwortbar?

A Bink 1, S Helbig 1, F Zanella 1
  • 1Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M., Institut für Neuroradiologie, Frankfurt/Main

Ziele: Untersuchung der Frage, ob die Kombination aus präoperativer CT- und MRT-Diagnostik bei Patienten vor geplanter Cochlea Implantation (CI) zugunsten einer alleinigen CT- oder MRT-Diagnostik im Hinblick auf eine Kostenreduktion verlassen werden kann und wie bedeutsam beide Untersuchungsmethoden für die Evaluation von Pathologien und das Herausarbeiten von Kontraindikationen zur OP sind. Methode: Retrospektive Analyse von 72 konsekutiven CT- und MRT-Datensätzen von Patienten vor geplanter CI. Dokumentiert wurden Pathologien des Innenohres und des Cerebrum unter besonderer Berücksichtigung von Kontraindikationen zur Operation. Desweiteren wurden Normvarianten erfasst. Ergebnis: Von 72 Patienten (2–75 Jahre; Durchschnittsalter 26 Jahre) wiesen 30 keine Pathologien in CT und MRT auf, 23 Patienten zeigten pathologische Befunde in CT und MRT, während bei 14 Patienten ausschließlich in der CT und bei fünf Patienten ausschließlich in der MRT Pathologien nachweisbar waren. Bei 15 Patienten wurden Normvarianten wie ein Bulbus-venae-jugularis-Hochstand oder eine aberrierende A. carotis interna gesehen.

Die nur mittels CT erkannten Erkrankungen umfassten Ossifikation der Cochlea (1x), Veränderungen der Nische des runden Fensters bei Otosklerose (1x), Otitis media (5x) und Mastoidminderpneumatisation (7x).

Zu den nur in der MRT diagnostizierten Pathologien gehörten Migrationsstörungen (1x) und parenchymale Läsionen nach zerebraler CMV-Infektion unter Einschluss der primären Hörrinde (1x), superfizielle Siderose (1x), Fibrose der Cochlea (1x) sowie eine Kontraindikation zur CI – die Aplasie des N. cochlearis (1x). Schlussfolgerung: Für die Indikationsstellung zur Operation und das peri- sowie intraoperative Procedere bedeutsame Pathologien wurden bei 19 der 72 Patienten nur mit einer Untersuchungsmethode erkannt. Eine Reduktion der präoperativen Diagnostik bei Patienten vor CI auf entweder eine CT oder eine MRT sollte aufgrund der sich aus den o.g. – singulär in CT oder MRT nachweisbaren – Pathologien ergebenden gravierenden Konsequenzen für die Patienten nicht erfolgen. Eine kostenaufwendige Operation wie die CI bedarf einer exakten Abklärung der präoperativen Verhältnisse, welches nur mit der Kombination aus CT und MRT erreicht werden kann.

Korrespondierender Autor: Bink A

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M., Institut für Neuroradiologie, Schleusenweg 2–16, Haus 95, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: andrea.bink@kgu.de