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DOI: 10.1055/s-2006-940013
Endlich ein gemeinsames Dach - die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen wurde gegründet
Finally Under One Umbrella - the German Society on Eating Disorders was FoundedPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
30. Juni 2006 (online)
Essstörungen sind meist lang dauernde Erkrankungen, die bereits frühzeitig beginnen. In der Risikogruppe adoleszenter Mädchen und junger Frauen spielen Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) eine bedeutende Rolle für Morbidität und Mortalität. Essstörungen zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die standardisierte Mortalitätsrate der AN ist zehn Jahre nach Diagnosestellung auf das 10fache erhöht. Damit ist die AN jene psychische Störung mit der höchsten Mortalität. Im Jahre 1994 wurde die Binge-Eating-Störung als vorläufige Diagnose in das DSM-IV aufgenommen. Mit einer Prävalenz von 2 % in der Allgemeinbevölkerung ist sie deutlich häufiger als die AN und BN und es sind fast zur Hälfte Männer betroffen. Im klinischen Alltag sind die meisten Betroffenen übergewichtig oder adipös. Die rasche Zunahme der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas stellt eine besondere Herausforderung dar.
In Deutschland existiert in unterschiedlichen Fachdisziplinen ausgewiesene wissenschaftliche und klinische Kompetenz, mit einer bislang nur losen Vernetzung. Um diese Vernetzung zu fördern, wurde am 27. März 2006 die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen DGESS gegründet. Gegenwärtig erfolgt die Eintragung als Verein mit Sitz in Erlangen. Die Gesellschaft will sowohl Wissenschaft und Forschung als auch deren Anwendung in Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Essstörungen fördern und vernetzen. Sie versteht sich als Kristallisationspunkt für Forschung und als Lobby für die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen.
Ziele der DGESS sind im Einzelnen:
Aufbau und Förderung eines Netzwerkes von Personen unterschiedlicher Berufsgruppen, die auf die Früherkennung und Prävention sowie auf die Beratung und Behandlung von Personen mit Essstörungen spezialisiert sind. Förderung der Verbesserung der Möglichkeiten der Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie für Betroffene. Förderung der Essstörungsforschung sowie ihrer medizinischen, psychologischen und sozialen Umsetzung. Förderung der Aus- und Weiterbildung in Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie bei Essstörungen. Beratung von und Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen, soweit dies die Vereinsziele betrifft. Förderung der Zusammenarbeit mit anderen deutschsprachigen Gesellschaften, soweit dies die Vereinsziele betrifft. Förderung und Erweiterung der nationalen und internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Essstörungen. Förderung und Koordination von Selbsthilfeinitiativen Betroffener sowie von Angehörigen. Abhalten von Tagungen und Kongressen zur Förderung der Anliegen der Gesellschaft.
Der Verein ist aus der Initiative zur Entwicklung der evidenzbasierten Leitlinien für Essstörungen hervorgegangen. Diese Initiative vereinigt Expertinnen und Experten aus allen Disziplinen und wird von der Christina-Barz-Stiftung finanziell gefördert. Außerdem hat der beantragte Forschungsverbund zur Psychotherapie bei Essstörungen (EDNET) sehr gute Chancen, als einer von fünf Forschungsverbünden vom BMBF gefördert zu werden.
Die Vorstandmitglieder der DGESS sind Manfred Fichter, Beate Herpertz-Dahlmann, Brunna Tuschen-Caffier, Stephan Zipfel und Martina de Zwaan.
Prof. Martina de Zwaan
Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung · Universitätsklinikum Erlangen
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
eMail: martina.dezwaan@pych.imed.uni-erlangen.de