Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A49
DOI: 10.1055/s-2006-934269

Subjektive Krankheitsvorstellungen bei Patienten mit akuter Leukämie nach erfolgter Einsozialisation in den Klinikalltag

K Koehler 1, N Kreutzmann 2, M Koenigsmann 2, A Franke 2, J Frommer 3
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • 2Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Psychosomatik, Charité, Medizinische Fakultät der HU Berlin, Berlin
  • 3Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Uniklinikum Magdeburg, Magdeburg

Im Rahmen einer follow-up-Studie (Koenigsmann et al., in press) wird die Veränderungsdynamik der subjektiven Krankheitsvorstellungen, Behandlungserwartungen und Therapieerfahrungen von Patienten mit Akuter Lymphatischer Leukämie während des Verlaufs der Erkrankung untersucht. In der bereits an anderer Stelle publizierten ersten Studie wurden die Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung befragt. Die Datenerhebung der Nachfolgestudie erfolgte mittels eines semistrukturierten Interviews während des zweiten Chemotherapiezyklus 6–8 Wochen nach Behandlungsbeginn. Untersucht wurden 12 Patienten. Die transkribierten Interviews wurden mit Methoden der qualitativen Sozialforschung (Grounded Theory, Qualitative Inhaltsanalyse) evaluiert. Die Einzelfallauswertungen wurden entsprechend den gefundenen Kategorien überindividuellen Komparationstabellen für die Themenbereiche Beschwerden, Diagnostik, Ursachen, Beeinflussbarkeit, Behandlungserfahrungen und Prognose zugeordnet und fallübergreifend nach Ähnlichkeiten und Kontrasten verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten die Erkrankung in diesem Stadium der Behandlung als bedrohlich, unkontrollierbar und angstauslösend erleben. Die Ursachenvorstellungen sind von Ratlosigkeit geprägt. Hoffnung setzen die Patienten in die Chemotherapie und in die medizinische Betreuung. Die zu Beginn der Behandlung festzustellende Tendenz zu einer euphemistischen Einschätzung der Prognose ist einer ernüchterten realistischeren Sicht gewichen.