Psychother Psychosom Med Psychol 2006; 56 - A40
DOI: 10.1055/s-2006-934260

Effekte einer 10-stündigen interdisziplinären Psychoedukation auf die Behandlungszufriedenheit und das psychische und körperliche Befinden bei Tumorpatienten

V Hümmeler 1, HO Gündel 1, F Lordick 2, C von Schilling 3, F Zimmermann 4
  • 1Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Klinikum rechts der Isar, TU München, München
  • 2III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar der TU München, München
  • 3Klinikum Freising, Med. Abteilung III, Hämatologie und Internistische Onkologie, Freising
  • 4Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie, Klinikum rechts der Isar der TU München, München

Behandlungszufriedenheit ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal und ein wichtiger Einflussfaktor im Verlauf einer Tumorerkrankung. Wir beschäftigten uns prospektiv mit dem Effekt einer 10-stündigen interdisziplinären Psychoedukation auf die Behandlungszufriedenheit. Tumorpatienten wurden zu Themen wie Strahlentherapie, Chemotherapie, Ernährung, Entspannung und Krankheitsbewältigung von Ärzten und Psychologen informiert. Ingesamt nahmen 294 Tumorpatienten (44,2% Männer; 55,8% Frauen; mittl. Alter 58,5; MammaCa 33,8%) über 5 Jahre teil und wurden randomisiert entweder der Interventionsgruppe (N=160) oder der Kontrollgruppe (N=134), die eine gewöhnliche Behandlung bekam, zugeordnet. Das Ausmaß an Behandlungszufriedenheit, Angst, Depression, Lebensqualität und Krankheitsbewältigung wurde zu Beginn des Kurses (t0), nach 2 (t1) sowie nach 4 Monaten (t2) mit validierten Instrumenten erhoben. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte die Interventionsgruppe einen signifikant höheren Anstieg der Behandlungszufriedenheit (p=0,05). Zudem konnte ermittelt werden, dass eine hohe Behandlungszufriedenheit mit weniger Angst (t1: p=-.43;t2: p=-.38), weniger Depression (t1: p=-.58;t2: p=-.52), mit einem Anstieg auf einzelnen Subskalen der Lebensqualität, z.B. Globaler Gesundheitszustand (t1: p=0,38;t2: p=0,26) und verschiedenen Funktionsskalen (t1: p=0,29-0,38) nach 2 und 4 Mo. einhergeht. Eine höhere Behandlungszufriedenheit korrelierte signifikant mit effektiveren Strategien der Krankheitswältigung, wie z.B. soziale Integration (t1: p=0,50;t2: p=0,44). Dementsprechend zeigte die Interventionsgruppe eine Reduktion von Angst und körperlichen Symptomen, eine Verbesserung der Gesundheit sowie sozialer Fertigkeiten zu t1 und t2. Zusammengefasst konnte nachgewiesen werden, dass bereits eine kurze interdisziplinäre Psychoedukation eine höhere Behandlungszufriedenheit, eine Verbesserung der Lebensqualität, des psychischen Befindens und der Krankheitsbewältigung ohne zusätzlichem Kostenaufwand bewirkt.

Nach 2 sowie nach 4 Monaten ist bei der Interventionsgruppe ein signifikanter Anstieg der gesamten Behandlungszufriedenheit zu verzeichnen. Nach 4 Monaten zeigt sich bei der Interventionsgruppe zudem ein Anstieg der Zufriedenheit mit der „Aufklärung“ sowie der Zufriedenheit hinsichtlich „Übereinstimmung der Ärzte in Bezug auf Diagnose und Behandlung“.