Pneumologie 2006; 60 - V209
DOI: 10.1055/s-2006-934044

Situationsbericht zur Entwicklung der S3-Leitlinie „Nicht-invasive Beatmung zur Therapie der akut respiratorischen Insuffizienz“

B Schönhofer 1, C Berndt 1, R Kuhlen 2, H Hein 3, H Sitter 4
  • 1Klinikum Region Hannover GmbH, Krankenhaus Oststadt-Heidehaus Abt. für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin
  • 2RWTH Aachen, Abteilung Anästhesie und chirurgische Intensivmedizin
  • 3Krankenhaus Großhansdorf, Zentrum für Pneumologie
  • 4Philipps-Universität Marburg, Institut für Theoretische Chirurgie

Die Effektivität der nicht-invasiven Beatmung (NIV) zur Behandlung der akut respiratorischen Insuffizienz (ARI) ist für mehrere Indikationen evidenzbasiert. Mit dem Einsatz der NIV werden vor allem bei der hyperkapnischen Verlaufsform der ARI im Vergleich zur konventionellen Therapie die Intubations- und Mortalitätsrate sowie Liegedauer auf Intensivstation bzw. im Krankenhaus gesenkt. Für wichtige Krankheitsbilder mit hypoxämischer ARI (z.B. Pneumonie) ist der Stellenwert der NIV noch unklar. Auch zeigen epidemiologische Erhebungen, dass die Etablierung der NIV in der Akutmedizin unzureichend ist. Vor diesem Hintergrund formuliert die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie gemeinsam mit fünf weiteren Fachgesellschaften unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) derzeit eine Leitlinie zum Einsatz der NIV bei ARI. Wesentliches Ziel der Leitlinie ist die breitere Etablierung dieser Therapieform in der Akutmedizin. Insgesamt 24 Spezialisten wurden von den Fachgesellschaften delegiert. Sie sind in sechs anwendungsspezifischen Arbeitsgruppen zu folgenden Themenschwerpunkten organisiert: 1. Hyperkapnisches ARF, 2. Hypoxämisches ARF, 3. NIV in der perioperativen Phase, 4. Wechsel des Beatmungszugangs und Weaning, 5. Technische/logistische Details, 6. Neue Indikationen für NIV. Die Evaluierung des gegenwärtigen Forschungsstands findet in einem zweistufigen Bewertungsprozess statt. Die erste Stufe (Herbst 2005) beinhaltet die qualitative Sichtung von 300 bis 1000 relevanten Publikationen je Arbeitsgruppen-Thema. Es zeichnet sich ab, dass ein Anteil zwischen 10 und 15% den erforderlichen Evidenzgrad aufweist, um in der zweiten Stufe eine statistische, quantitative Analyse zu durchlaufen. Dieser Prozess mündet in ein Arbeitspapier als Grundlage einer im Frühjahr 2006 stattfindenden Consensus Konferenz. Die Fertigstellung der Leitlinie ist für Ende 2006 geplant.