Pneumologie 2006; 60 - V107
DOI: 10.1055/s-2006-934016

Pneumokokken-Antigen-Test im Urin – diagnostische Bedeutung bei ambulant erworbener Pneumonie (CAP)

K Voigt 1, T Welte 2, T Schaberg 1, R Marre 3, N Suttorp 4
  • 1Diakoniekrankenhaus Rotenburg/Wümme Zentrum für Pneumologie
  • 2Med. Hochschule Hannover Abteilung Pneumologie
  • 3Universitätsklinikum Ulm Abteilung Med. Mikrobiologie und Hygiene
  • 4Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum

Der häufigste Erreger der CAP ist S. pneumoniae, dessen mikrobiologischer Nachweis schwierig ist. Die Schwere des Verlaufs und die Letalitätsraten der Pneumokokkenpneumonie sowie die zunehmende Resistenzentwicklung, lässt eine alternative Diagnostik sinnvoll erscheinen. Für den Nachweis von Pneumokokken-Antigen im Urin steht der Binax-NOW® Streptococcus pneumoniae Test, der innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis liefert, zur Verfügung. Im BMBF geförderten Kompetenzwerk Ambulant Erworbene Pneumonie wurden im Zeitraum von 7/ 2002 bis 4/ 2005 3349 Patienten mit CAP in die CAPNETZ-Studie eingeschlossen. Davon wurden 928 (27,7%) primär ambulant, 2421 (72,3%) stationär behandelt. Für 2410 Patienten (72%) lag ein Pneumokokken-Antigen-Testergebnis vor. Für die Berechnung der diagnostischen Kenngrößen konnten 440 Datensätze herangezogen werden, dabei ergab sich eine Sensitivität von 58% und eine Spezifität von 88%, der positive Vorhersagewert lag bei 58%, der negative bei 90%.

Beim Vergleich der Pneumokokken-Antigen-Test-Positiven (N=291) und der Test-Negativen (N=2119) wurden alle Parameter, die in der Schweregradeinteilung nach Fine oder im CURB- Index berücksichtigt werden, betrachtet. Die Befunde zeigten, dass Patienten mit positiven Antigen-Testergebnis, schwerer erkrankt waren. Signifikante Unterschiede ergaben sich für folgende Parameter: Verwirrtheit bei 15,9% der Test-Positiven und 8,5% der Test-Negativen (p<0,01), BUN 25,6% vs. 12,2% (p<0,01), Herzfrequenz ≥ 125/ min 10,5% vs. 3,8% (p<0,01), Temperatur ≤ 35°C oder ≥ 40°C 61,2% vs. 52,2,% (p<0,01), paO2 ≤ 60mmHg 7,6% vs. 4,4% (p<0,01), Natrium ≤ 133 mmol/ l 16,6% vs. 7,7% (p<0,01). Bezüglich des Alters, des Vorliegens chronischer Grunderkrankungen und des Wohnens in einem Pflegeheim wiesen die beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede auf. Der Einsatz des Antigentest auf S. pneumoniae im Urin stellt bei CAP eine therapierelevante Bereicherung der diagnostischen Möglichkeiten dar.