Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2006-933962
Risiko und Nutzen der offenen Lungenbiopsie beim akuten respiratorischen Lungenversagen
Für die Lungenbiopsie, der Goldstandard in der Diagnostik von diffusen parenchymalen Erkrankungen, ist gerade bei kritisch kranken Patienten mit bedrohlich eingeschränkter pulmonaler Funktion eine deutliche perioperative Mortalität bei eingeschränktem Nutzen beschrieben worden.
In einer retrospektiven Studie wurden die Durchführbarkeit, Komplikationen und Aussagefähigkeit von Lungenbiopsien bei beatmeten Patienten mit diffusen pulmonalen Infiltraten und akutem Lungenversagen ausgewertet. Die Indikation für den Eingriff bei unklarer progessiver respiratorischer Insuffizienz war gegeben, wenn Computertomographie und Bronchoskopie keine richtungweisenden Aussagen liefern konnten. Über einen Zeitraum von 6 Jahren wurde bei 20 Patienten (mittleres Alter 55 (16–76) Jahre) eine Lungenbiopsie durchgeführt. Aufgrund der schwere der pulmonalen Einschränkung (mittlere FiO2 0,75 (0,3–1,0)) erfolgte der Eingriff bei 12 Patienten als offene Lungenbiopsie auf der Intensivstation. Eine thorakoskopische Biopsie mit Einzellungenbeatmung war nur in einem Fall möglich. Die Eingriffe, bei denen jeweils mehrere Biopsien entnommen wurden, konnten ohne Komplikationen durchgeführt werden. Drei Patienten wiesen ein über mehr als 2 Tage persistierendes Luftleck bei forciertem Beatmungsprotokoll auf. Mittels der histologischen und mikrobiologischen Diagnostik an den Biopsien konnte bei 14 von 20 Patienten eine spezifische Diagnose gestellt werden, hierunter lag in 5 Fällen ein malignes Geschehen vor. Eine Änderung der Therapie ergab sich in 15 der 20 Patienten (75%). Auch bei hochgradiger Einschränkung der pulmonalen Funktion lässt sich mit geringem Risiko eine offene Lungenbiopsie durchführen. Eine frühzeitige histologische Sicherung der zugrunde liegenden Erkrankung bei beatmungspflichtigen Patienten mit unklarem, pulmonalem Versagen führt in der Mehrzahl der Fälle zu einer Therapieänderung.