Pneumologie 2006; 60 - P53
DOI: 10.1055/s-2006-933943

Chronisch rezidivierte Pleuritis als Differenzialdiagnose zum Corpus Alienum – Ein Fallbericht

A Granetzny 1, A Boseila 1, H Thomas 2, N Holtbecker 2
  • 1Klinik für Thoraxchirurgie Duisburg-Nord
  • 2Klinik für Pneumologie Dorsten

Einleitung: Intraoperativ belassene Fremdkörper stellen ein gravierendes medizinisches und juristisches Problem dar. Leider bestätigt sich bei der Reoperation zumeist der präoperative Verdacht auf ein Corpus alienum. Kasuistik: Bei einem histologisch gesicherten Plattenepithelkarzinom des linken Lungenunterlappens erfolgte die intraperikardiale Lobektomie mit radikaler Lymphknotendissektion. Intraoperativ ergaben sich erhebliche Schwierigkeiten, da schwere postentzündliche Veränderungen vorlagen und der Interlobärspalt nur gering ausgeprägt war. Es mussten deshalb insgesamt drei Klammernahtmagazine verwendet werden, um den Lungenhilus zu eröffnen. Frühpostoperativ erholte sich der Patient zunächst gut. Ab dem 10. postoperativem Tag kam es zu unklaren Fieberschüben. Da sich trotz umfangreicher Untersuchungen keine Ursache dafür fand, wurde der Patient in die Pneumologie zurückverlegt. Unter dem dringenden klinischen und radiologischen Verdacht auf ein Corpus alienum erfolgte dann die Rethorakotomie fünf Wochen nach dem Ersteingriff. Die präoperativen und intraoperativen Röntgenkontrollen wiesen auf einen belassenen Fremdkörper hin. Trotz sorgfältiger Präparation konnte dieser Verdacht intraoperativ nicht bestätigt werden und als Ursache der Fehlinterpretation erwies sich die Klammernahtreihe der Erstoperation. Histologisch fand sich eine chronisch rezidivierte Pleuritis. Bei allerdings verzögerter Rekonvaleszenz konnte der Patient letztlich fieber- und beschwerdefrei entlassen werden. Zusammenfassung: Die Klammernahtreihe nach Lungenresektion kann bei protrahiertem klinischen Verlauf den Verdacht auf ein Corpus alienum vortäuschen und sollte deshalb bei der Indikation zur Rethorakotomie bedacht werden.