Pneumologie 2006; 60 - P249
DOI: 10.1055/s-2006-933768

Verlegung beider Hauptbronchien durch Provox-Ventile

G Wiest 1, P Michaeli 1, F Fuchs 1, S Pour Schahin 1, I Harsch 1, E Hahn 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik I, Schwerpunkt Pneumologie

Ein 70-jähriger laryngektomierter Patient wurde hochgradig respiratorisch insuffizient in unsere Notaufnahme gebracht. Notfallbronchoskopisch – via Tracheostoma – fanden sich 3 Fremdkörper, die beide Hauptbronchien subtotal verlegten. Die Fremdkörper wurden geborgen und entpuppten sich als Stimmprothesen, sog. Provox-Ventile. Die Bronchoskopie wird auf dem Kongress als Video demonstriert. Provox-Ventile werden in eine Fistel zwischen Trachea und Ösophagus eingesetzt, um laryngektomierten Patienten eine Ersatzstimme zu ermöglichen. Diese sind nicht röntgendicht. Direkt nach der Fremdkörperextraktion war der Patient weitgehend beschwerdefrei und gab an in den letzten Wochen sei zwei mal das Provox-Ventil verlorengegangen. Auffindbar waren die Prothesen nicht. In der Folge seien Husten und Belastungsdyspnoe neu aufgetreten. Der HNO-Arzt habe jeweils bei unauffälligem Röntgen-Thorax und Tracheoskopie angenommen, dass die Stimmprothese ausgehustet wurde und daher neue Prothesen eingesetzt. Heute sei plötzlich massive Dyspnoe aufgetreten und die Ersatzstimme habe nicht mehr funktioniert. Offensichtlich war der eine Hauptbronchus durch die ersten zwei „verlorenen“ Provox-Ventile bereits verlegt, so dass die Dislokation des 3. Provox-Ventils in den anderen Hauptbronchus die lebensgefährliche respiratorische Insuffizienz auslösen konnte. Aus der Kasuistik sind unseres Erachtens folgende Lehren zu ziehen: 1. Bei Verlust eines Provox-Ventils und V.a. Aspiration reicht eine Tracheoskopie nicht aus, da diese Ventile aufgrund Ihrer Größe wahrscheinlich bis in den Hauptbronchus oder tiefer dislozieren. 2. Die diagnostische Aussagekraft des Röntgen-Thorax ist im Falle einer dislozierten Provox-Prothese gering, da diese nicht röntgendicht ist. 3. Der Hersteller sollte diese Prothesen daher in Zukunft mit röntgendichen Markierungen versehen.