PiD - Psychotherapie im Dialog 2006; 7(2): 221-227
DOI: 10.1055/s-2006-932634
DialogBooks
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchempfehlungen

Oliver  Kugele
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Mai 2006 (online)

Fachliteratur

Sulz, S. K. D.; Schrenker, L.; Schricker, C. (Hrsg.): Die Psychotherapie entdeckt den Körper. Oder: Keine Psychotherapie ohne Körperarbeit?
München: CIP-Medien, 2005
ISBN 3-932096-38-X; 508 Seiten; € 64,00

Die Herausgeber sehen Körpertherapie als eine Form emotionstherapeutischer Intervention. Ziel ist es, eine Erweiterung des traditionellen therapeutischen Repertoires zu erreichen und Anregungen dazu zu geben, wie durch den Einbezug der Dimension Körper in das jeweilige individuelle Störungsmodell körpertherapeutische Interventionen innerhalb eines Gesamtbehandlungsplanes zielorientiert integriert werden können.

Zahlreiche Beiträge namhafter Autoren aus kognitiv-behavioralen und psychodynamischen Ansätzen bieten umfassende Einblicke in körpertherapeutisches Arbeiten, Ergebnisse von Effektivitätsstudien, die Besonderheiten in der therapeutischen Beziehung im Rahmen der Körpertherapie, Anwendungsmöglichkeiten im Supervisionskontext u. v. a. m. Besondere Aufmerksamkeit wird der in Deutschland noch wenig bekannten Pesso-Therapie gewidmet, wodurch dem Leser dieser integrative, ressourcenorientierte Ansatz näher gebracht wird. Das Buch ermöglicht gerade nicht in Körperpsychotherapie ausgebildeten PsychotherapeutInnen einen Anreiz, sich mit dieser faszinierenden Entwicklung in der Therapie hin zu mehr „Körperlichkeit” auseinander zu setzen.

Röhricht, F.: Körperorientierte Psychotherapie psychischer Störungen. Ein Leitfaden für Forschung und Praxis.
Göttingen: Hogrefe, 2000
ISBN 3-8017-1366-0; 204 Seiten; € 32,95

Röhricht unternimmt den Versuch, die nahezu unüberschaubare Vielfalt theoretischer und praktischer Literatur zu körpertherapeutischen Ansätzen zu systematisieren, um aus klinisch-psychiatrischer Sicht auf der Grundlage des vorhandenen wissenschaftlich-theoretischen Kenntnisstandes eine anwendbare Körperpsychotherapie zu entwickeln.

Er beschreibt methodische Grundsätze und ein tiefenpsychologisch orientiertes Basismodell zu einer integrativen Strukturierung der körper(psycho)therapeutischen Methodenvielfalt. Von diesem ausgehend werden neben Fragen der Indikation und Kontraindikation in anschaulicher und praxisnaher Form störungsspezifische Interventionsmöglichkeiten bei depressiven und schizophrenen Erkrankungen sowie bei Angst- und Persönlichkeitsstörungen erörtert. Nach Röhricht kann die erarbeitete Systematik einer Körperpsychotherapie psychischer Störungen für die weitere Therapiekonzeption und darüber hinaus auch als Leitfaden für Therapieevaluationen dienen.

Der Autor wendet sich mit diesem Werk in erster Linie an Studierende und im klinisch-psychiatrischen Bereich Tätige. Er will aber auch Impulse und eine Diskussionsgrundlage für ein schulenübergreifendes Curriculum einer möglichen Ausbildung in „Klinischer Körperpsychotherapie” schaffen.

Moser, T.: Körpertherapeutische Phantasien. Psychoanalytische Fallgeschichten neu betrachtet.
Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1989
ISBN 3-518-40197-1; 221 Seiten; € 14,80

Moser stellt fest, dass viele Psychoanalysen am Ende oftmals in eine Resignation und Verbitterung beider Partner mündeten. In diesem Zusammenhang weist er auf die Begriffe der „negativen Diagnostik”, der Verschärfung einer Diagnose, zu der Therapeuten neigen, wenn ihre Mittel im Rahmen des starren Settings der klassischen Psychoanalyse und ihr Engagement erschöpft sind, und dem der „negativen Übertragung” als einer besonderen Form des Widerstands, die „den Analytiker funktionsunfähig machen kann”, hin.

Mosers Intention liegt darin, anhand einiger missglückter oder festgefahrener psychoanalytischer Falldarstellungen aufzuzeigen, wie durch körperpsychotherapeutische Interventionen eine Veränderung des starren psychoanalytischen Therapiesettings, eine Relativierung des Abstinenzbegriffes und damit durch die Einbeziehung des konkreten Körpers in die Analyse ein Misslingen bzw. eine Entgleisung des therapeutischen Prozesses möglicherweise hätten vermieden oder korrigiert werden können.

Anknüpfend an eigene Identitätskrisen während seiner therapeutischen Weiterentwicklung hin zu einem zunehmend körperpsychotherapeutisch arbeitenden Psychoanalytiker schafft es Moser in überzeugender Weise aufzuzeigen, wie sinnvoll, bereichernd und „notwendig” der Einbezug des Körpers in die psychoanalytische Arbeit sein kann. Das Buch ist insbesondere für alle diejenigen psychoanalytisch Arbeitenden Mut stiftend, die sich ab und an im starren Setting der Psychoanalyse unwohl fühlen und sich ein körperorientierteres Arbeiten vorstellen können.

Görlitz, G.: Körper und Gefühl in der Psychotherapie - Basisübungen. Leben lernen 120.
Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta, 2003
ISBN 3-608-89602-3; 278 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Arbeitsmaterialien; € 25,00

Görlitz, G.: Körper und Gefühl in der Psychotherapie - Aufbauübungen. Leben lernen 121.
Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta, 2003
ISBN 3-608-89603-1; 315 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Arbeitsmaterialien; € 27,50

Die beiden vorliegenden Bücher stellen eine systematische Aufbereitung und Zusammenstellung von über 50 Übungen und Therapiematerialien dar, welche sich in Form einer Loseblattsammlung im Laufe der vielfältigen Erfahrungen der Autorin in ihrer praktischen Tätigkeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie in ihren persönlichen Aus-, Weiter- und Fortbildungen in Verhaltenstherapie, Hypnotherapie, Gestalttherapie, NLP, Bioenergetik, tiefenpsychologische Körpertherapie, Psychodrama, Familientherapie etc. angesammelt haben. Das Anliegen Görlitz' ist die Integration eines erlebnisorientierteren und damit eines körper- und gefühlsorientierteren Vorgehens im therapeutischen Prozess.

In den „Basisübungen” des ersten Bandes legt Görlitz den Schwerpunkt auf Kontakt- und Aufwärmübungen, Entspannungs- und Besinnungsübungen, Übungen zur Körperwahrnehmung und Übungen zur Förderung der Gefühlswahrnehmung und des Gefühlsausdrucks. Der zweite Band „Aufbauübungen” umfasst Übungen zum Aufbau von Selbstsicherheit und zum Abbau sozialer Ängste, zur Förderung des Körperbewusstseins, zur Angstbewältigung sowie zur Familienanalyse und zur Analyse der Familiengeschichte.

Durch eine Vielzahl von Patientenberichten und Behandlungsplänen macht sie das konkrete Vorgehen in der Therapie in verständlicher Sprache deutlich, und ermöglicht über eine sehr praxisbezogene Darstellung der Übungen eine rasche Übertragung und Umsetzung in den Behandlungsplan eigener Therapien. Der Aufbau der Bücher ist sehr gut strukturiert und ermöglicht einen raschen Überblick über die vorgestellten Techniken.

Im Sinne des allgemeinen Trends zur Methodenintegration vor dem Hintergrund einer schulenübergreifenden, gesellschaftlich und wissenschaftlich notwendigen Bewegung hin zu einer „Allgemeinen Psychotherapie” (nach Klaus Grawe) bieten diese beiden Bücher eine große Bereicherung für alle PsychotherapeutInnen, SupervisorInnen oder SelbsterfahrungsleiterInnen - egal welcher Schule sie sich originär zugehörig fühlen.

Kapfhammer, H.-P.; Gündel, H. (Hrsg.): Psychotherapie der Somatisierungsstörungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis - störungsspezifisch und schulenübergreifend.
Stuttgart: Thieme, 2001
ISBN 3-13-126871-9; 350 Seiten, 10 Abbildungen; € 49,95

Kapfhammer und Gündel bieten in ihrem Herausgeberwerk einen Überblick über den aktuellen Wissensstand bezüglich Epidemiologie, Ätiopathogenese, (Differenzial-)Diagnose und Therapie von Somatisierungs- und anderen somatoformen Störungen in unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten (Neurologie, Gynäkologie, Dermatologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Zahnheilkunde, Urologie und Umweltmedizin). Der Schwerpunkt im ersten Teil liegt zunächst auf einer Präzisierung und Ordnung der vielfältigen Befunde zu den einzelnen häufig anzutreffenden Somatisierungsphänomenen in den jeweiligen medizinischen Fachbereichen.

In jeweils einem eigenen ausführlichen Kapitel wird der aktuelle Wissensstand hinsichtlich der Behandlung des Chronischen Müdigkeitssyndroms und des Fibromyalgie-Syndroms anschaulich dargestellt. Das Spektrum der Therapieansätze im zweiten Teil reicht - entsprechend dem Konzept der Reihe „Lindauer Psychotherapie-Module”, in welcher das vorliegende Werk erschienen ist - von psychoedukativen Bewältigungsprogrammen über modifizierte psychodynamische Verfahren bis zu kognitiv-behavioralen Therapieprogrammen und berücksichtigt auch physikalisch-therapeutische und psychopharmakologische Interventionsmöglichkeiten.

Die klar strukturierte, praxisorientierte und fallbezogene Aufbereitung ermöglicht eine vielseitige Annäherung an das Verständnis und die Behandlung von somatoformen Störungen sowie einen raschen Transfer des Erlernten in die Therapiepraxis.

Faller, H. (Hrsg.): Psychotherapie bei somatischen Erkrankungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis - störungsspezifisch und schulenübergreifend.
Stuttgart: Thieme, 2004
ISBN 3-13-138391-7; 240 Seiten, 8 Abbildungen: € 39,95

Dieser Band aus der Reihe „Lindauer Psychotherapie-Module” widmet sich der psychotherapeutischen Behandlung der psychosozialen Folgen, an denen viele chronisch körperlich kranke Menschen leiden: Ängste vor dem Fortschreiten der Erkrankung, Trauer über den Verlust der körperlichen Gesundheit, Wut und Hader über das ungerechte Schicksal, Schuldgefühle, die Krankheit selbst verursacht zu haben, Niedergeschlagenheit, Verlust an Lebensfreude und Energie, Kommunikationsprobleme mit Angehörigen und dem medizinischen Team, Konfrontation mit Tod und Sterben u. Ä. Unterschiede der Psychotherapie körperlich Kranker im Vergleich zu primär psychischen Störungen werden hinsichtlich ihrer Ziele und Vorgehensweisen, der Therapeut-Patient-Beziehung sowie der Behandlungssettings herausgearbeitet und Besonderheiten von psychotherapeutischen Interventionen bei Menschen mit organischen Krankheiten aufgezeigt.

In einer Reihe von Beiträgen werden in diesem Band die Spezifika spezieller Indikationsgebiete der Medizin skizziert, wie Psychotherapie bei Krebserkrankungen, nach einem Herzinfarkt, bei rheumatischen Erkrankungen, in der Gynäkologie, Dermatologie und Chirurgie. Darüber hinaus gelingt quasi in einer Synopsis psychodynamischer, verhaltens-, gesprächs-, familien-, hypno- und musiktherapeutischer Ansätze die Integration vielfältiger Behandlungskonzepte.

Faller ist mit diesem Buch ein wertvoller und umfassender Beitrag gelungen, der Besonderheiten in der Therapie chronisch somatisch Kranker sehr anschaulich darstellt. Er richtet sich dabei an psychologische und ärztliche PsychotherapeutInnen in Praxis und Ausbildung, aber auch an Angehörige anderer Berufsgruppen, die körperlich Kranke betreuen.

Keleman, S.: Verkörperte Gefühle. Der anatomische Ursprung unserer Erfahrungen und Einstellungen.
München: Kösel, 2004
ISBN 3-466-34275-9; 188 Seiten, 126 Abbildungen; € 25,50

Im vorliegenden Buch entwickelt Keleman einen eigenen „visionären”, der Bioenergetik Lowens nahe stehenden „kontemplativen” Theorieansatz, der auf der morphologischen embryonalen Entwicklung des Menschen aufbaut und Überlegungen bezüglich eines energetischen Zusammenspiels zwischen genetischen, mentalen und emotionalen Dimensionen des Lebens mit der anatomischen menschlichen Gestalt aufzeigt.

Zurückgreifend auf die Phasen der embryologischen Entwicklung beschreibt er die Entstehung von „innerem Raum”, die Bildung von „Schichten” (Haut, innere Organe, Muskeln, Skelett), „Röhren” (Nerven, Blutbahnen, Verdauungstrakt etc.), „Beutel” (Magen, Herz, Lunge, Gehirn etc.) und deren „pulsierendes Zusammenspiel”.

Keleman skizziert anhand einer originären Charaktertypologie vier Störungen der menschlichen Formbildung („rigide, verdichtete, aufgeschwollene und kollabierte Struktur”), welche er durch die Erläuterung der jeweils spezifischen Rollen, psychologischen Funktionsweisen, der körperlichen Haltung, des Erscheinungsbildes, Einstellungen, ihren Bezug zu Partner und Kindern etc. ergänzend bildhaft charakterisiert.

Kelemans Ideen sind intuitiv stimmig und nachvollziehbar durch zahlreiche Abbildungen anschaulich dargestellt. Sie gründen, anknüpfend an die bioenergetischen Vorarbeiten Lowens, in erster Linie auf vielfältigen praktischen Erfahrungen und Beobachtungen im außeruniversitären Kontext.

Koemeda-Lutz, M. (Hrsg.): Körperpsychotherapie - Bioenergetische Konzepte im Wandel.
Basel: Schwabe, 2002
ISBN 3-7965-1807-9; 343 Seiten, 22 Abbildungen; € 38,50

Das vorliegende Buchprojekt entstand aus der Besorgnis, mit der viele Schweizer PsychotherapeutInnen in anderen europäischen Ländern die Entwicklung verfolgten, dass körperpsychotherapeutische Verfahren keine „anerkannten” Psychotherapiemethoden mehr sind und den Kriterienkatalogen beispielsweise im Hinblick auf Kassenzulassungen nicht genügt haben. Das Anliegen der Autoren (Lehrberechtigte für Bioenergetische Analyse und Therapie [BAT]) ist es, wichtige spezielle Konzepte der BAT zu erläutern, unter Bezugnahme auf Konzepte anderer psychotherapeutischer Ansätze sowie relevanter aktueller Forschungsbefunde die bioenergetische Position zu markieren und ihre Vernetzung mit verwandten Verfahren und Forschungsgebieten zu beleuchten.

Abgerundet wird der Sonderband der Schweizerischen Gesellschaft für BAT durch ein „Plädoyer für Forschung”, in welchem eine kritische wissenschaftliche Überprüfung der BAT angemahnt wird, um der Gefahr, dass die Bioenergetik ins Abseits, an den Rand der Esoterik gerät, zu entkommen und den Anschluss an eine aufgeschlossene, fundierte Psychotherapiewissenschaft nicht zu verpassen.

Den AutorInnen dieses Sonderbandes der Reihe „Körper und Seele” ist neben einem Vergleich des psychoanalytischen und bioenergetischen Wegs psychotherapeutischen Handelns und einem umfassenden Überblick über die Geschichte, theoretische Grundlagen, Methoden und Strömungen der BAT auch gelungen, die LeserInnen dieses Buches für den bioenergetischen Ansatz einer Körperpsychotherapie zu begeistern.

Hoffmann-Axthelm, D. (Hrsg.): Mit Leib und Seele - Wege der Körperpsychotherapie.
Basel: Schwabe, 2004
ISBN 3-7965-2076-6; 243 Seiten; € 38,50

Der erste Band der Reihe „Körper und Seele” (vgl. vorherige Buchbesprechung), der Schriftenreihe der Schweizerischen Gesellschaft für Bioenergetische Analyse und Therapie (BAT), setzt sich mit Grenzen und Möglichkeiten bioenergetischer Psychotherapie - und dies schwerpunktmäßig im Vergleich mit der Psychoanalyse - auseinander.

In einer Diskussion einer möglichen Integration von Psychoanalyse und Körperpsychotherapie wird ein weniger Über-Ich-gesteuertes Abstinenzverhalten sowie ein vergleichsweise moderaterer Umgang mit Grenzsetzungen propagiert. Weitere Beiträge setzen sich mit Schwerpunktthemen wie Übertragungskonfigurationen in der Körperarbeit mit narzisstischen Klienten, der Entwicklung eines dyadischen psychoanalytischen Supervisionssettings unter Einbezug körperorientierter Modifikationen, interaktiven Aspekten der körperorientierten „Zwei-Personen-Psychologie” oder dem Begriff der „Katharsis” im Verständnis der „Zweiten Generation” der Bioenergetiker auseinander.

Die Autoren regen zu einer Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen der Bioenergetik der „zweiten Generation” an. Besonders die Gedankenanstöße zu Supervision, Rolle der Therapeutin/des Therapeuten und zur Kultivierung der Freude in der Therapie machen dieses Buch in erster Linie für tiefenpsychologisch orientierte (Körper-)PsychotherapeutInnen interessant.

Schreiber-Willnow, K.: Körper-, Selbst- und Gruppenerleben in der stationären Konzentrativen Bewegungstherapie.
Gießen: Psychosozial-Verlag, 2000
ISBN 3-89806-013-6; 209 Seiten; € 39,90

Die Autorin beschäftigt sich in der vorliegenden klinischen Studie im Rahmen ihrer Dissertation erstmals mit Wirkfaktoren in der konzentrativen Bewegungstherapie (KBT). Bei 72 Patienten (25 % neurotische Störungen, 40 % Persönlichkeitsstörungen, 17 % körperliche Funktionsstörungen psychischer Genese) werden Behandlungsprozesse und -ergebnisse untersucht.

Es gelingt ihr, das Körpererleben von PatientInnen methodisch sauber zu operationalisieren und in Verbindung zum subjektiven Therapieerleben zu untersuchen. Daneben wurde der subjektive und objektive Therapieerfolg bzw. -misserfolg verglichen. Sie fand, dass Körperwahrnehmung und Körpererleben sich bei wenig oder nicht erfolgreichen PatientInnen und erfolgreichen PatientInnen zum Abschluss der stationären Behandlung bedeutsam voneinander unterscheiden. Ferner zeigt sie auf, dass PatientInnen, die erfolgreich behandelt wurden, nicht nur Körperaspekte besser wahrnehmen und erleben konnten, sondern dass dies zugleich mit psychologisch günstigen Veränderungen in wichtigen intrapsychischen Strukturen einhergeht. Diese Studie weist somit erstmals Wirksamkeiten der KBT nach und ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der generell bestehenden Schwierigkeiten im Hinblick auf Validitätskriterien und die Generalisierbarkeit von Therapiewirksamkeitsstudien methodisch besonders bemerkenswert.

Schreiber-Willnow gelang es, eine gut lesbare, klar strukturierte und anregende wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. Ihr Doktorvater würdigt ihre Studie als „Pionierarbeit auf dem Feld der Psychotherapieforschung”.

Streeck, U.: Auf den ersten Blick. Psychotherapeutische Beziehungen unter dem Mikroskop.
Stuttgart: Klett-Cotta, 2004
ISBN 3-608-94388-9; 309 Seiten, zahlreiche Abbildungen; € 30,00

Streeck betrachtet die Beziehung zwischen Patient und Psychotherapeut, einem interaktionssoziologischen, mikroethnografischen Ansatz folgend, aus der Nahaufnahme und versucht - quasi mit der Lupe in der Hand - die subtilen und flüchtigen Elemente des Verhaltens wie Feinheiten des Sprechens (Prosodie, Betonungen, Tempowechsel, Unterbrechungen, Sprech- und Atempausen etc.), mit bloßem Auge kaum wahrnehmbares körperliches Verhalten und flüchtige Gesten fassbar zu machen und zu untersuchen, wie sich aus ihnen im kommunikativen Austausch Bedeutungen konstituieren.

Durch leicht verständlich transkribierte Videoausschnitte und Fotos der besprochenen therapeutischen Situationen ergänzt, werden verschiedene Formen des Konzerts sprachlichen und nichtsprachlichen Verhaltens dargestellt. Seine mikroanalytischen Beobachtungen stellt der Autor beispielsweise am Vergleich zweier diagnostischer Interviews, welcher die Bedeutung der allerersten Momente in der Interaktion zwischen Patient und Therapeut für weiterreichende diagnostische Schlüsse deutlich macht, einer Analyse von Begrüßungen und Verabschiedungssituationen, einer Untersuchung der Darstellung von Geschlechtszugehörigkeit in psychotherapeutischen Gesprächen am Beispiel der Therapie eines transsexuellen Patienten oder über eine Diskussion von Übertragungs-, Gegenübertragungs- und Widerstandsphänomenen dar.

Die im vorliegenden Buch beschriebenen Erkenntnisse legen die Hypothese nahe, dass ein Zusammenhang zwischen Veränderungen in mikrointeraktiven Mustern und dem Behandlungserfolg besteht, sodass für die künftige Therapiewirksamkeitsforschung sicherlich auch die mikroanalytische Untersuchung der Therapeut-Patient-Interaktion zukunftsweisend sein könnte.

Der Autor sensibilisiert dafür, auch die leisen Töne und nichtsprachliche Nuancen im therapeutischen Kontakt bewusster wahrzunehmen und zu reflektieren.

Geißler, P. (Hrsg.): Nonverbale Interaktion in der Psychotherapie. Forschung und Relevanz im therapeutischen Prozess.
Gießen: Psychosozial, 2005
ISBN 3-89806-350-X; 413 Seiten; € 36,00

Der vorliegende Tagungsband enthält eine Zusammenstellung der Beiträge des 4. Wiener Symposiums „Psychoanalyse und Körper”, das im September 2004 stattfand und sich mit der Bedeutung nonverbaler Aspekte im therapeutischen Prozess (vgl. vorherige Buchbesprechung) und wissenschaftlichen Fragestellungen dieses noch jungen Forschungsbereiches umfassend auseinander setzte.

Neben faszinierenden mikroanalytischen Beobachtungen mimischer Signale und der Affektregulierung - unter anderem am Beispiel des Lächelns und dessen Bedeutung in der therapeutischen Interaktion - befassen sich andere Beiträge mit dem Zusammenspiel von Sprache und mimischem Affektausdruck, nonverbaler familiärer Interaktion mit kleinen Kindern und therapeutischen Implikationen familientherapeutischer Interventionsgestaltung oder mit der Frage, wie sich die Erkenntnisse aus einer mikroperspektivischen Betrachtung in die alltägliche analytische körpertherapeutische Behandlungspraxis integrieren lassen. Ergänzungen aus biologischer und humanethologischer Sicht sowie Diskussionen der Schnittstellen zwischen Psychoanalyse und Körperpsychotherapie oder Literatur- und Psychotherapieforschung vervollständigen die umfassende Beitragssammlung.

Der Tagungsband ist für all diejenigen interessant, die sich mit der spannenden mikroskopischen Perspektive psychotherapeutischer Interaktion intensiver auseinander setzen wollen oder sich für eine Erweiterung ihres Blickwinkels in der praktischen psychotherapeutischen Arbeit inspirieren lassen möchten.

Korrespondenzadresse:

Dipl.-Psych. Oliver Kugele

Leitender Psychologe
ParkKlinik Bad Bergzabern
Fachklinik für psychosomatische Rehabilitation

Kurtalstraße 83 - 85

76887 Bad Bergzabern

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