Allgemeine Homöopathische Zeitung 2006; 251(2): 65-72
DOI: 10.1055/s-2006-932309
Originalia

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG

Einiges über James Tyler Kent und seine Verbindung zu Swedenborg

Wolfgang Wedepohl[1]
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Publication History

Publication Date:
22 March 2006 (online)

Zusammenfassung

Ein kurzer Überblick über die Biografie Kents zeigt seine Entwicklung vom eklektischen zum homöopathischen Arzt, seine vielfältigen Tätigkeiten in Lehre und Publikationen und seine Hinwendung zur swedenborgianischen Kirche. Die Einflüsse der Lehre Swedenborgs auf Kents Auffassungen vom Menschen und seiner Krankheiten werden anhand der Biografie Swedenborgs und einiger Zitate aus seinen Werken deutlich.

Summary

A short overview over Kent’s biography shows his development from an eclectic to a homeopathic physician as well as his multifolded activities in education and publication and his declination to the Swedenborgian Church. The influences of Swedenborg’s philosophy on Kent’s assumption of man and his diseases come clear by Swedenborg’s biography and some quotations from his books.

Anhang

01 Nach einem Vortrag vor den Kollegen im Berliner Verein homöopathischer Ärzte Mitte der 1980er Jahre.

02 Dies war seine zweite Ehefrau, Lucia. Die erste, Ellen, starb einige Jahre zuvor, mit nur 19 Jahren.

03 Kent entdeckte und korrigierte in den 10-bändigen Guiding Symptoms von Hering die Fehler. Er versuchte für jedes Mittel im Laufe der Abhandlung so wesentlich und bildhaft das Charakteristische herauszuarbeiten, dass das „Mittelbild” schließlich als „lebende Persönlichkeit” (P. Schmidt) dastand. Kent hat in die Hering’sche Sammlung auch neue Symptome eingefügt und den Wertgrad von Symptomen an mehreren Stellen - nach klinischer Verifikation - abgeändert.

04 Hier wird - anders als im Vortrag - nur ein Zitat wiedergegeben.

Literatur

Anmerkung der Redaktion: Bei den Literaturangaben des verstorbenen Autors wurden nicht immer die Originalzitate herangezogen, weil sie nicht mehr in allen Fällen rekonstruierbar waren und deshalb so belassen werden mussten, wie er sie zitiert hatte.

  • 01 Bönninghausen C M F. Bönninghausens Therapeutisches Taschenbuch für homöopathische Ärzte zum Gebrauche am Krankenbette und beim Studium der reinen Arzneimittellehre. Neu herausgegeben von Dr. E.S. Fries. III-XXI (Vorwort); 255, (V. Abteilung Fieber 1. Blutumlauf) Leipzig; A. Marggrafs homöopathische Offizin 1897
  • 02 Buchmann W. Die Grundlinien des Organon. Heidelberg; Haug 1981 83: XVI °
  • 03 Buchmann W. Hahnemanns Chronische Krankheiten - Die Grundlinien. Heidelberg; Haug 1982 133: XVI °
  • 04 Donner F. Homoeopathia Americana III. Beiträge zur Geschichte und Bewertung des Kentianismus.  AHZ. 1928;  176 148-170
  • 05 Donner F. Zwölf Vorlesungen über Homöopathie. 2. Aufl. Ulm; Haug 1959 VIII °: 154 ff.
  • 06 Hering C. The Guiding Symptoms of our Materia Medica. Vol. II Philadelphia; J.M. Stoddart & Co. 1880: 31-33
  • 07 Kant I. Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik. Kant's Werke, herausgegeben von der Preuß. Akademie der Wissenschaften. Abt. Werke, Band II (Vorkritische Schriften 1757-1777). Berlin; 1905 VIII °: 317-373
  • 08 Kent J T. Entstehung und Aufbau des Repertorium.  (Übers. durch Künzli von Fimmelsberg) in: Homoeopathy 1976; II: 6  ZKH. 1978;  55-57
  • 09 Kent J T. Lectures on Homoeopathic Materia Medica. III. Edition Philadelphia; 144-146
  • 10 Lippe A. Keynotes of the Homoeopathic Materia Medica. (edited by Donald Macfarlan) Philadelphia; Boericke & Tafel 1915: 33-34
  • 11 Meyer’s Konversationslexikon. 4. Auflage, Band 2 1890 Leipzig und Wien; 347
  • 12 Redaktion der AHZ . Sterbeanzeige von J.T. Kent.  AHZ. 1916;  164 180
  • 13 Schmidt P. Biographie des James Tyler Kent.  ZKH. 1962;  278-291
  • 14 Swedenborg E. Vom Leben nach dem Tode. In: Göttliche Offenbarung. Band 1 Übers. von J.F.J. Tafel. München; Goldmann 22 f
  • 15 Swedenborg E. Himmel und Hölle, beschrieben nach Gehörtem und Gesehenem. Bearb. von J.F.J. Tafel. Berlin; Swedenborg-Bibliothek 1925
  • 16 Swedenborg E. Vision und Ekstase. Auswahl und Einleitung von Charles Waldemar. München; Goldmann 1959 12: 158
  • 17 Tischner R. Geschichte der Homöopathie. IV. Abschnitt Leipzig; Willmar Schwabe 1932-1934 VIII°: 221, 747, 749
  • 18 Wedepohl W. Gedenkblatt für Dr. Volckmar Bartels.  AHZ. 1986;  231 169

In memoriam Dr. med. Wolfgang Wedepohl

Gern erinnerte sich Wolfgang Wedepohl an seine erlebnisreiche Kindheit, sein inneres Bild zeichnete ihn mit den Geschwistern unter der Obhut der Großmutter in einem „schönen, großen, abenteuerreichen” Garten. 1928 zog seine Familie mit dem Zehnjährigen von Krefeld nach Berlin, was ihm zunächst viel Heimweh bereitete. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums und dem Abitur 1937 begann er sein Medizinstudium. 1937-39 waren noch bestimmt von Arbeitsdienst und Soldatenzeit in Weimar, dann wechselten Studium und Kriegseinsatz bis zur Approbation und Promotion 1944. Zu Kriegsende traf er in Dänemark seine Cousine Inga Hansen, die ihm Entscheidendes zur Anthroposophie näher brachte. Nach dem zweiten Weltkrieg begann er seine Facharztausbildung in Berlin und Stuttgart. Diese schloss er 1958 mit der Facharztanerkennung für Innere Medizin ab und ließ sich 1963 in Berlin Hermsdorf als Kassenarzt nieder.

Seine Eheschließung war im Jahre 1943, er heiratete die schon lang geliebte Roswitha Fournes, die Tochter seiner Geigenlehrerin. Das Ehepaar konnte sich an vier Kindern erfreuen, an drei Mädchen und einem Sohn.

Sein Arztleben war geprägt von der Nähe zur anthroposophischen Gesellschaft und Christengemeinschaft. Er engagierte sich in diversen Arbeitsgruppen, besonders auch der Rudolf-Steiner-Schule. Seine große Beziehung zur Natur erkennen wir in seiner Hingabe zu seinem großen Garten mit den Bienenstöcken, die er bis zum Auftreten einer Bienenallergie betreute. Er bezeichnete sich selbst als „wissenschaftlich interessiert”. Eigene anthroposophisch-medizinische Arbeiten schrieb er nicht, kümmerte sich aber lebenslang um die Nachrufe ihm bekannter Kollegen. Den Homöopathen in Erinnerung bleibt die Ausarbeitung eines Repertoriums zur deutschen Übersetzung von Borlands „Kindertypen”.

1981 wurde Wolfgang Wedepohl Mitglied im Berliner Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) und engagierte sich gleich mit zwei Referaten, im Oktober über Sepia, im November über Carbo med. et veg. Als 1982 unsere gesamte damalige Arbeitsgruppe, eine Runde unterschiedlich ärztlich qualifizierter Kolleginnen und Kollegen, die von Peter Sohn in der Homöopathie ausbildet wurde, in den Berliner Verein eintrat, traf sie dort auf eine Homöopathengruppe unserer Vätergeneration, denen es nach dem Tode des Vereinsvorsitzenden Barthels im Jahre 1976 nicht mehr gelungen war, dem Berliner Verein neue Impulse zu geben. Welch erfrischender Gegensatz war dazu die Bekanntschaft mit Wolfgang Wedepohl! Mit ihm konnten wir jederzeit breit gefächert über die Homöopathie und viele andere Themen diskutieren. Mit Eifer und Interesse beteiligte er sich auch an den zweimonatlichen Kolloquien über homöopathische Themen. Aus dieser Zeit stammen seine Vorträge über „Arsenicum album” (1983) und „Hahnemann und die Freimaurer” (1985), publiziert in den „Elementen zur Berliner Homöopathie”, und sein Vortrag über „Kent und Swedenborg”, der hier zur Veröffentlichung kommt.

1986 wurde er „Rentner” und genoss das Leben daheim. Als Großvater von fünf Enkeln entdeckte er nach so erfüllten Arbeitsjahren das Familienleben neu, widmete sich seinem Garten mit großer Begeisterung und wollte sogar noch das Kochen erlernen. Den Kontakt zu den Homöopathiekollegen hielt er durch das regelmäßige Schreiben von Geburtstagsglückwünschen aufrecht.

Nach einem Sturz erlitt er im Jahre 2003 eine massive Gehirnverletzung, von der er sich nicht mehr erholte und einige Wochen später starb. Seine Familie begleitete ihn in seinem Sterben rund um die Uhr und viele Menschen konnten sich noch von ihm verabschieden.

Mit Wolfgang Wedepohl verließ uns ein homöopathischer Arzt, der in seinem Beruf ganz aufging. In seinem Herzen war er Anthroposoph, sein herausragendes Merkmal war die Liebe zu Mensch und Natur.

Anschrift der Verfasserin:

Angelika Gutge-Wickert

Nassauische Str. 2

10717 Berlin

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